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Happy Birthday, Maria!
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Happy Birthday, Maria!

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Heute ist der Geburtstag von Maria, zumindest feiern wir ihn heute in der katholischen Kirche. Welche Maria? Genau, Maria, die Mutter von Jesus. Für viele katholische Familien gehört Maria ja praktisch zur Familie, ihre Bilder hängen an der Wand, bei Problemen wird sie zu Hilfe gebeten, und obwohl sie ja schon vor sehr langer Zeit gelebt hat, ist sie präsenter als so manche verstorbene Großtante.

Maria. Manche verehren sie als Himmelskönigin, andere erhoffen sich Heilung von ihr, etwa in Lourdes, wieder andere sehen sie als Vorbild, als Schwester im Glauben. Und oft genug scheiden sich an ihr auch die Geister.

Jungfrau und Mutter Maria

Auch ich habe meine wechselhafte Geschichte mit Maria. Als 12- oder 13jährige war ich in einer Gruppe, in der der Rosenkranz und andere Mariengebete gebetet wurden, und mir war manchmal ganz mulmig, weil ich damals das Gefühl hatte: In der Kirche hast du nur Platz als Jungfrau oder als Mutter, und am besten gleich beides. Beide Rollen schienen mir damals, in der Pubertät, sehr unattraktiv. Und so habe ich Maria erst mal für mich abgeschrieben.

Ungefähr 10 Jahre später habe ich in Brasilien, wo ich ein Jahr lang studiert habe, eine andere Maria kennen gelernt. Ich wohnte im Haus einer Basisgemeinde in einem ärmlichen Viertel. Dort hatten sich die Frauen der Gemeinde mit Maria beschäftigt, in der Bibel gelesen, diskutiert und schließlich bei einem einheimischen Künstler ein Marienbild in Auftrag gegeben, das jetzt im Gemeindehaus hing. Diese Maria war anders als die Bilder, die ich im Kopf hatte. Sie sah aus wie viele jungen Mütter dort im heißen Nordosten Brasiliens: bekleidet mit einem Top und einem kurzen Rock hielt sie froh ihren Sohn im Arm. Diese Maria, so sagten mir die Frauen, die ist eine von uns. Und trotzdem ist sie heilig, mutig, verehrungswürdig. Und so lernte ich wieder Rosenkranz beten, anders als früher, froher und irgendwie ehrlicher.

Mitten im Leben - heilig, mutig, verehrungswürdig

Maria wurde mir zu einer Begleiterin, einem Vorbild in ihrer Treue und in ihrem Mut.

Ein Lied ist von dieser Maria auch überliefert, es steht im Lukas-Evangelium, das sogenannte Magnifikat (Lk 1,51-53), und dieses Lied fasziniert mich besonders. Maria war schwanger mit Jesus, als sie es gesungen hat, und sagt darin so revolutionäre Sätze, dass einem ganz schwindlig werden kann – und das steht in der Bibel.

Sie singt: „Gott vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“

Die vertrauensvoll fordernde Maria

Maria ist prophetisch, fordernd und voller Gottvertrauen – und sie gibt sich nicht mit ein bisschen Veränderung zufrieden, sie lässt sich nicht besänftigen oder den Mund verbieten. Ich denke, dass ist die Maria, die heutzutage die Frauen von Maria 2.0 inspiriert hat.

Es macht nichts, dass wir nicht wissen, ob Maria das genau so gesagt hat – wahrscheinlich wurde es ihr später in den Mund gelegt – der Evangelist Lukas war sich wohl sicher, dass es in ihrem Sinne ist. Wir wissen auch nicht, wann Maria wirklich Geburtstag hatte. Der 8. September ist der Weihetag der St. Anna-Kirche in Jerusalem. Die Kirche ist an dem Ort gebaut worden, wo Marias Eltern gewohnt haben und Maria wahrscheinlich geboren wurde. Auch darin gleicht sie meinen brasilianischen Nachbarinnen von damals - und auch heute noch vielen Geflüchteten. Die haben nämlich auch oft Fantasie-Geburtstage, weil sie erst lange nach der Geburt überhaupt registriert wurden und sich dann niemand mehr so genau an den Tag erinnert. Wie sagten die Frauen: „Sie ist eine von uns“! Happy birthday, Maria!

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