Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Gesundheit – das höchste Gut?
Bild: Carola68/Pixabay

Gesundheit – das höchste Gut?

Carmen Jelinek
Ein Beitrag von Carmen Jelinek, Evangelische Dekanin, Kirchenkreis Kaufungen
Beitrag anhören:

Seit der Pandemie beenden viele Ihre Briefe und Mails mit dem Wunsch: „Bleib gesund“!
Auch beim Abschied folgt dem „Tschüss“ oder „Mach’s gut!“ jetzt häufig: „Und bleib gesund!“ Ganz automatisch kommt dieser Satz.

Hauptsache gesund!“ Dieser Satz fällt beim 80. Geburtstag, bei der goldenen Hochzeit oder beim Seniorennachmittag in unserem Gemeindehaus mehrfach. Gerade, wenn im Freundes- oder Familienkreis darüber gesprochen wird, dass jemand krank ist, fällt der Satz: „Hauptsache gesund!“

Bei einer Geburtstagsfeier hat einer zu mir gesagt: „Gesundheit ist das höchste Gut!“ Zuerst nicke ich, dann muss ich doch stutzen. Ich habe die Bachkantate im Ohr, in der es heißt: „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut!“ Dem kann ich eher zustimmen. Auch für mich sind Gott und die Beziehung zu ihm das Wichtigste. Gott geht mit mir durchs Leben, ob ich nun gesund oder krank bin. Das bedeutet mir viel.

Kürzlich hatte ich zwei Knieoperationen hintereinander. Ja, ich war krank und für einige Monate aus meinen üblichen beruflichen Zusammenhängen herausgenommen. Das war schon seltsam, weil auch viele Kontakte wie abgeschnitten waren. Aber es ging mir nicht nur schlecht. Ich habe mich nach einiger Zeit auf die neue Situation eingestellt: Akzeptiert, nicht viel leisten zu können. Andere Menschen sind in mein Leben getreten. Neue Blickwinkel haben sich eröffnet. Zum Beispiel in der Reha: Da war ein Mann, dem man den Unterschenkel amputiert hatte. Er war hochmotiviert, mit der Prothese zurecht zu kommen und sich auf die neue Situation einzustellen. Seine Frau sagte: „Ich glaube, mein Mann kommt ganz gut zurecht. Da staune ich. Mir fällt es viel schwerer!“

Ich kann das gut nachvollziehen. Bisher war die Gesundheit ihres Mannes der Normalzustand. Wie sollte das Leben werden, in dem eine körperliche Beeinträchtigung die Normalität sein würde? Sie hatte Sorge, dass ihre gemeinsame glückliche Zeit nun zu Ende sei. Eine ganze Zeit später habe ich die beiden noch einmal getroffen. Sie machten einen zufriedenen Eindruck. Dieser Mann macht auch mir Mut.

Er akzeptiert seine Einschränkungen und nimmt mit einer positiven Einstellung am Leben teil.
Wer Gesundheit für das höchste Gut hält, hat es schwer, Kranke und Krankheiten zu akzeptieren.
Deshalb nehme ich mir vor: dankbar zu sein, wenn ich gesund bin. Zu akzeptieren, wenn ich krank bin und in jeder Situation zu vertrauen, dass Gott mit mir geht.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren