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Faschingsscherz
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Faschingsscherz

Kurt Grützner
Ein Beitrag von Kurt Grützner, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Eigentlich ist es ja schon ein Faschingsscherz an sich, dass ein evangelischer Pfarrer aus Nordhessen etwas zum Rosenmontag sagt. Bei mir in der Nähe kenne ich nur Fritzlar. Da wird ordentlich Fasching gefeiert. Aber da ist es ja auch ordentlich katholisch. Und da ist der Fasching eben eher verwurzelt. So wie im katholischen Köln. Ganz zu schweigen vom Karneval in Rio.

Viele von uns Evangelischen gelten da eher als spröde und immer zu ernsthaft. Ich erzähle Ihnen trotzdem, welche Erfahrungen ich mit dem Fasching habe:
Als Kinder war für uns immer dann Fasching, wenn wir es wollten. Wir haben uns verkleidet und sind in andere Rollen geschlüpft. Mein bester Freund war Old Shatterhand und ich war Winnetou. Meine kleine Schwester durfte als Ntschotschi auch mitspielen. Und so tauchten wir ab in Karl May’s Welt und waren glücklich in unseren Rollen. Endlich mal ein Held sein und mein bester Freund: mein Blutsbruder!

In der Jugend haben wir viele verschiedene Rollen ausprobiert. Die Verkleidung hieß dann Mode. Jungs trugen lange Haare und Schlaghosen. Mädchen kurze Haare und Miniröcke. Diese Mode kann man noch bewundern, wenn das Fernsehen mal die Hitparade aus den frühen 1970er Jahren zeigt. Sieht fast aus wie eine Karnevalssitzung. Wir fanden uns so schick in unseren Rollen, was uns heute eher peinlich berührt.

Egal, wie Fasching heute gefeiert wird – die Sehnsucht, mal in eine andere Rolle schlüpfen zu können verstehe ich gut. Einmal im Jahr ausbrechen aus den eingefahrenen Wegen und dem Alltagstrott. Vielleicht ja auch mal völlig aus der Rolle fallen. Ja das tut gut. Und das ist sogar gut, weil ich in meiner neuen Faschingsrolle die Welt mal aus einer anderen Perspektive sehen kann.

Die Welt auch mit den Augen anderer sehen zu können, dazu ermuntert uns auch Jesus, wenn er sagt: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ So die Goldene Regel. Wer danach handeln will, braucht die Fähigkeit, sich in die Situation des anderen hineinfühlen zu können.

Fasching ist ein spielerisches Übungsfeld dafür. Viel Spaß also heute, denen die sich verkleiden und in einer anderen Rolle mal so ganz von der Rolle sein wollen. Ich glaube, dieses Jahr mache ich auch mal mit. Vielleicht gehe ich ja als…Kardinal.

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