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Die Tagesschau um 10 nach 8
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Die Tagesschau um 10 nach 8

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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„Beeil dich“, sag ich zu meiner Tochter, „ich will um 8 zuhause sein, damit ich die Tagesschau sehen kann“.
Aber sie bleibt ganz cool. „Wenn wir später sind, siehst du sie eben um 10 nach 8.“
Die Tagesschau um 10 nach 8?

Was für mich ein fester Termin ist, ist für meine Tochter flexibel. Sie schaut oder liest Nachrichten im Internet, wann und wo sie will. Filme schaut sie in der Mediathek, wann und wo sie will.

ARD und ZDF halten Filme dafür zeitweise bereit, Bezahlsender senden beinahe alles zu jeder Zeit. Sonntag und Werktag, Tag und Nacht, für sich kann man das verschieben. Und doch sind wir in Rythmen eingebunden: in den Rhythmus von Einatmen und ausatmen, den Herzschlag oder die Rhythmen der Schöpfung. Dazu gibt es ein Versprechen von Gott. Am Ende der Geschichte von Noah und der Arche, als die Menschen nach der großen Flut ein neues Leben beginnen, heißt es:

„Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22)

Ich finde es gut, den Rhythmus der Jahreszeiten zu spüren auch beim Essen:
Spargel im Frühjahr, im Sommer Erdbeeren, Pilze im Herbst, Rosenkohl im Winter.

Es hilft, etwas regelmäßig zu tun: Zähneputzen und Sport zum Beispiel, ein Instrument spielen, schlafen und wachsein.

Sicher, jetzt in der Urlaubszeit es ist auch schön, mal so ganz raus zu sein aus dem Gleichmaß des Alltags und nur das zu tun, was man gerade möchte. Aber nach einer gewissen Zeit lockt es dann doch die meisten wieder zurück in die festen Zeiten, die dem Leben Orientierung geben.

Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht, das sind Rhythmen, die allen Menschen gegeben sind.
Ich glaube, sie sind auch ein Angebot Gottes, sie gemeinsam zu erleben und zu feiern. Gemeinsame Zeiten bewusst zu gestalten, sich eingebunden wissen in den Takt der Schöpfung, das bringt Menschen zusammen.

Gemeinsam essen, miteinander feiern und vielleicht auch um acht die Tagesschau sehen.
Ich finde, das ist doch ein bisschen besser als um 10 nach 8.

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