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Die Sprache des christlichen Glaubens
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Die Sprache des christlichen Glaubens

Till Martin Wisseler
Ein Beitrag von Till Martin Wisseler, Evangelischer Pfarrer, Langenselbold
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Thomas hat mir eine Frage gestellt, die sich einfach anhört, aber ziemlich kompliziert ist: „Glaubst du die Sache mit dem christlichen Glauben?“ In seinem Gesicht sehe ich etwas Provokation, aber auch echtes Interesse. „Glaubst du wirklich, dass Gott den Menschen erschaffen hat?“

Ich merke, wie ich bei der Antwort genauer überlegen muss. Thomas lässt mich nicht aus dem Blick. Natürlich ist der Mensch ein hochentwickeltes Wesen. Viele körperliche und psychische Abläufe greifen ineinander, damit es funktioniert. Das steht für mich aber nicht im Widerspruch zu dem, wie die Bibel den Menschen sieht: Als Geschöpf, das mit anderen in Beziehung steht. Und mit einer höheren Macht. Vom Menschen als Ebenbild Gottes ist da die Rede. Naturwissenschaft dort, Religion hier. Zwei Sichtweisen, die sich für mich nicht widersprechen.

„Die Naturwissenschaft beschreibt, wie der Mensch entstanden ist und funktioniert.“ Thomas fordert mich auf, zu antworten. Thomas hat von beschreiben gesprochen. „Den Menschen beschreiben“, das finde ich gut. Ja, der christliche Glaube ist wie eine bestimmte Sprache, mit der ich etwas beschreiben kann. Die Naturwissenschaft beschreibt, wie der Mensch entstanden ist und funktioniert – „und der christliche Glaube beschreibt, welche Bedeutung der Mensch hat und welchen Wert“, sage ich.

Wir Menschen sind Geschöpfe Gottes, wir stehen mit anderen in Beziehung, können Freude und Leid empfinden, und haben eine Würde. „Da fühle ich mich persönlich angesprochen“, reagiert Thomas. Ja, ich glaube, darum geht es, dass wir in der Welt persönlich angesprochen sind. „So, wie wir sind, gehören wir in die Welt – mit allem was wir können und was wir nicht können. Daran glaube ich, besser: Darauf vertraue ich.“

Die Sprache des Glaubens hilft mir, das Leben ein wenig besser zu deuten und zu verstehen. Diese Sprache zu sprechen und zu verstehen ist natürlich eine lebenslange Aufgabe. Wie mit jeder Sprache.

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