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Death Cleaning
Bildquelle: Michael Schwarzenberger/Pixabay

Death Cleaning

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Statistisch gesehen besitzt jeder von uns rund 10.000 Dinge. Aber brauchen wir auch so viel? Manchmal raubt uns unser Besitz Kraft und Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Die Schwedin Margareta Magnusson hat sich genau darüber Gedanken gemacht. Sie empfiehlt eine besondere Aufräummethode, um das Leben zu vereinfachen. „Döstädning“ nennt sie es. „Dö“ steht für Tod und „städning“ für aufräumen. Auf Englisch heißt das dann: death cleaning. Klingt morbide? Ist es auch, zumindest im Ansatz. Denn döstädning rechnet mit dem Tod. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen. Diese Weisheit übersetzte Martin Luther vom Lateinischen ins Deutsche. Er wusste: Leben und Sterben stehen in Gottes Hand. Ich muss keine Angst vor dem Tod haben. Ich kann ihn ansehen und sagen: Du gehörst zum Leben dazu. Margareta Magnusson ist diese Vorstellung vertraut. Sie, die ihr Alter mit irgendetwas zwischen 80 und 100 Jahren angibt, weiß: Das wird nicht ewig so weitergehen. Mein Leben ist endlich - und meine Lebenszeit kostbar.

Darum ist sie aktiv geworden. Sie hat Wichtiges vom Unwichtigen getrennt. Viele ihrer Sachen hat sie verschenkt, gespendet oder weggeworfen. Bei manchen Sachen ist es ihr schwergefallen, wie z.B. ihrem großen alten Esstisch. Fünf Kinder sind daran groß geworden. Nun sollte er weg. Aber niemand konnte ihn gebrauchen. Doch dann ergab es sich, dass ihr Sohn eine größere Wohnung bezog. Er nahm den Tisch mit Freude. Für Margareta ist es eine schöne Vorstellung. Der Tisch, an dem es in ihrem Leben still geworden war, hat jetzt wieder einen Platz inmitten junger Menschen gefunden.

Sie ist sehr glücklich mit ihrem death cleaning. Statt zu putzen und das große Haus in Ordnung zu halten, kann sie sich nun mit Freunden treffen. Sie liest viel oder geht ins Kino. Von dem, was ihr die Energie und Lebenszeit raubte, hat sie sich getrennt. Margareta Magnusson macht Lust darauf, hin und wieder Inventur zu machen. Nicht um des bloßen Aufräumens wegen, sondern um sich Freiraum zu schaffen für die Dinge, die wirklich wichtig sind und mir am Herzen liegen. „Man besitzt zu viel, das ist das Problem“, sagt sie, „es ist Zeit, seinen Lebensstil zu ändern, und es ist nie zu spät, damit anzufangen.“

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