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Das einsame Genie Elvis Presley
Bildquelle: pasja1000/Pixabay

Das einsame Genie Elvis Presley

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Manche sterben nie, denkt man. Elvis zum Beispiel. Elvis Presley, der King, der König, würde heute 85 Jahre alt. Er ist über 40 Jahre tot, aber lebendig wie eh und je. Seine Stimme, Kleider und Frisur, die Lieder - alles lebt. Er ist nicht nur weltberühmt, er war auch zeitlebens krank, schwer krank. Kommt schon mit einem Herzfehler zur Welt. Sein Zwillingsbruder stirbt am Tag nach der Geburt. Die Familie ist bettelarm. Zieht von einer Sozialwohnung in die andere. Elvis bekommt eine Gitarre. So fängt es an. Dazu die Stimme. Er singt und rockt. Der weiße Mann singt schwarze Musik, sagte man. Und ist weiter krank. Jetzt auch der Darm. Er wird dick. Isst leider auch gerne Süßes. Heiratet und wird geschieden. Körper und Seele leiden, je berühmter er wird. Traurig das Lied, das er singt, als die Ehe zu Ende ist und auch die Tochter wegzieht: Vielleicht habe ich dich nicht so oft geliebt / Wie ich es hätte tun können…  Ich habe mir nie die Zeit dafür genommen / Aber Du warst immer in meinen Gedanken / „You were always on my mind“.

Genies kennen die Tragik. Und ihre Schuld. Weil sie so tief fallen, wenn sie fallen. Elvis baut sich ein Paradies mit Namen Graceland, Land der Gnade. Was für ein Name; was für ein Glaube. Die Gnade reicht, bis Elvis 42 Jahre alt ist. Nein, die Gnade reicht bis heute und länger. Elvis ist ein Begnadeter, und weiß das. Ich glaube nicht, sagt Elvis, Ich glaube nicht, dass ich so singen könnte, wenn es Gott nicht gefiele. Keiner kann, was er kann, ohne Gottes Gnade. Elvis hat sie, die Gnade. Über den Tod hinaus. Jeden Tag, sagt man, sind mehr Menschen an seinem Grab als an der Pilgerstätte in Lourdes. Elvis lebt, sagen sie. In ihren Herzen. Und ersehnen ein Stück von seinem Leben, von der Gnade. Sie gehen durch seine Zimmer wie durch eine Kirche. Sie sehen seine Autos und Flugzeuge, als stünden die in heiligen Hallen. Graceland, das Gnadenland, ist ihre Kirche. Dort hoffen sie auf etwas Glanz in ihrem Leben, Gnadenglanz. Elvis spürte die Gnade von Gott. Ich kann singen, sagt er, weil es Gott gefällt. Es gibt Gnadengaben, die kommen über uns Sterbliche. Nicht einfach so, sondern direkt von Gott.

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