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Ökumenische Summertime
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Ökumenische Summertime

Dr. Ansgar Wucherpfennig
Ein Beitrag von Dr. Ansgar Wucherpfennig, Jesuitenpater, Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen, Frankfurt

Es war vor ein paar Wochen an einem heißen Sommernachmittag im Park unserer Hochschule: Im Schatten der prachtvollen Buche dampfte der Grill, auf den Tischen stand ein kühles Bier oder auch Alkoholfreies, an den Tischen viele Gesichter gut gelaunter Menschen, und mir kam unmittelbar in den Sinn: Summertime and the living is easy. Erst hatten wir einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert und anschließend zum Picknick im Park eingeladen. „Raus geht’s“ hatten wir das genannt.

Das Sommerpicknick war eine weitere Folge von einem gemeinsamen ökumenischen Programm in unserem Frankfurter Stadtteil Oberrad. Beim Reformationsgedenken 2016/17 haben wir damit begonnen. 500 Jahre in getrennten Kirchen sind genug, dachten wir. Deshalb haben wir von einem gemeinsamen Weg geträumt und ihn zusammen unter unsere Füße genommen. Eine grüne Ampel war das Startsignal und ist bis heute unser Logo geblieben. Mit 40 Tagen fing es in der Adventszeit an: Ein gemeinsam gestalteter Kalender hat uns alle Tag für Tag begleitet. Jede Woche trafen sich die Leute zu einem Austausch in kleinen Gruppen und dreimal alle zusammen zu einem großen ökumenischen Gottesdienst. Als diese 40 Tage vorüber waren, meinten viele: Das kann jetzt doch nicht vorbei sein.

Und so kam das Nächste: „Weiter geht’s!“ hieß es. Zweimal sind wir dazu schon in der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag durch unseren Stadtteil gegangen. In dieser Nacht feiern Christen das Abendmahl Jesu. Sie erinnern sich an sein Gebet an den Vater, dass alle eins seien. „Es wäre doch zu traurig, wenn wir an diesem Abend einfach nur getrennt feiern“ meinten einige. Und so sind wir gemeinsam durch unseren Stadtteil Oberrad gezogen und haben unseren Weg an verschiedenen Stationen mit einer Betrachtung zum Leiden Jesu unterbrochen.

So ist bei uns jetzt 2018 ein kleiner ökumenischer Sommer angebrochen. Auch wenn er manchmal in der großen Kirchenpolitik durch wolkenverhangene Himmel getrübt wird, freuen wir uns über den Sonnenschein. Deshalb haben wir das Treffen „Raus geht’s!“ genannt. Wir können noch nicht gemeinsam Eucharistie feiern oder das Abendmahl. Aber als Jesus damals mit den Leuten gemeinsam gegessen und gefeiert hat, war es auch meist kein festliches oder liturgisches Mahl, sondern eher ein Picknick, wie bei uns im Park. Und so haben wir unseren gemeinsamen Gottesdienst in ein Sommerpicknick in unserem Park münden lassen.

Auch bei unseren ökumenischen Treffen ist nicht immer Summertime, und es läuft auch nicht alles ganz easy. Gerade wenn es praktisch wird, kommen wir manchmal ziemlich ins Streiten: Welche Bibelübersetzung nehmen wir, Martin Luthers oder die katholische Einheitsübersetzung? Wer predigt und wie lange? Welche Lieder singen wir, die nicht nur eine Seite kennt? Trotzdem haben wir uns gemeinsam bis zu diesem kleinen ökumenischen Sommer durchgerauft und zusammengesungen.

Auch in George Gershwins Summertime geht es um das Singen: „One of these mornin's, you're gonna rise up singin' / Then you'll spread your wings and you'll take to the sky. – Eines Morgens wirst du singend auferstehen. Dann wirst du deine Flügel ausbreiten und zum Himmel ziehn.“ Dabei ist der Tag des Todes gemeint. Die schwarze Sklavin, die das Lied singt, hat sich diesen Tag wohl manchmal herbeigewünscht: endlich Freiheit! Ich würde mich freuen, wenn unsere ökumenische Summertime vorher weitergeht und wir schon bald wieder als Christen gemeinsam singen und feiern, und nicht nur in Oberrad. Vielleicht ist es ja eine Ouverture für das große ökumenische Ereignis, das wir in drei Jahren zusammen feiern können: den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt.

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