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Vom Vergehen und Werden der Natur

Vom Vergehen und Werden der Natur

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Die Blätter fallen“ – so beginnt ein Gedicht von Rilke über den Herbst. Und so melancholisch geht es weiter: „Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit.“ Spätestens bei dieser Zeile wird es auch mir ganz schwer ums Herz. Nicht nur Rilke, viele Dichter haben über den Herbst geschrieben, und die meisten verbreiten eine ähnliche Stimmung. Alles geht zu Ende, die Früchte sind abgeerntet, die Blätter fallen von den Bäumen, der Winter rückt unaufhaltsam näher. In diesem Jahr fällt es mir besonders schwer, das zu akzeptieren. Der Sommer hatte gefühlt gar kein Ende. Im Oktober gab es noch total warme Tage und ganz viel Sonnenschein. Natürlich weiß ich, dass wir Regen brauchen. Trotzdem habe ich es total genossen.

Der November ist für mich der trübsinnigste Monat. Nun ist es endgültig vorbei mit dem Sommer und sogar mit dem Herbst. Und wenn es dann auch noch den ganzen Tag regnet! Wenn ich den ganzen Tag das Licht anschalten muss und die Sonne es noch nicht mal für ein paar Minuten durch die Wolkendecke schafft. Das deprimiert mich. Und dann auch noch die ganzen Feiertage im November: Allerheiligen und Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag. Allesamt erinnern sie ans Sterben, an unsere Vergänglichkeit. Da muss man ja traurig werden. „Wir alle fallen“, heißt es in dem Rilke Gedicht über den Herbst. Nicht nur die Blätter sterben an den Bäumen, auch wir alle sind sterblich. Das Gedicht von Rilke sollte eigentlich nicht Herbst, sondern November heißen, denn es passt für mich sehr gut zu diesem trübsinnigen Monat.

Am Ende seines Gedichtes schenkt Rilke mir aber auch einen Hoffnungsblick: „Und doch ist einer, welches dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“

Das finde ich sehr tröstlich. So wie ich auch die Natur insgesamt sehr tröstlich finde. Auch an einem grauen Novembertag weiß ich: Irgendwann wird es Frühjahr. Die Blätter kommen wieder, neues Grün bricht hervor. Das gibt Hoffnung, die dunkle Zeit zu überstehen. Und vielleicht ist das ja nicht nur in der Natur so. Auch im Leben kann es helfen, in schweren Zeiten den Blick für das Neue, das Hoffnungsvolle nicht zu verlieren. Auch wenn das manchmal schwer fällt.

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