Tag der Vergebung
Moderator/in:Heute ist der Internationale „Tag der Vergebung“. Und es gibt ja Studien, die belegen: Wer vergeben kann, der ist deutlich glücklicher als jemand, der das nicht kann.
Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Du bist Pfarrer und kannst mir bestimmt erklären, wie das mit der Vergebung funktioniert.
Knackiges Thema. Da hat jemand was gemacht, was mir geschadet hat. Und jetzt muss ich entscheiden: Wie gehe ich damit um? Als Seelsorger würde ich sogar sagen: Ganz viele seelische Probleme haben damit zu tun, dass Menschen anderen und sich selbst eben nicht vergeben können.
Vergebung heißt für mich deshalb: Ja, ich kann die Tat nicht ungeschehen machen – aber ich will nicht, dass mich der Ärger darüber weiter belastet. Und wenn ich dem Verursacher vergeben kann, besteht zumindest die Chance, unsere Beziehung wieder ins Reine zu bringen. Sprich: Vergebung ist oft ein echter Neuanfang.
Und eigentlich auch ein urchristlicher Wert, oder?
Genau. Die Idee dahinter lautet: Jeder von uns macht viel Mist – wenn Gott uns das alles ständig vorwerfen würde, sähe es übel aus. Macht er aber nicht. Gott vergibt den Menschen, wenn sie das wollen. Und das ist unglaublich befreiend: Trotz meiner Fehler werde ich geliebt. Meine Fehler bestimmen mich nicht.
Darum erinnern sich Christen im Vaterunser ja regelmäßig daran, dass sie das auch selbst leben sollen: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Also denen, die an uns schuldig geworden sind. Mein Tipp: Heute am „Tag der Vergebung“ einfach mal jemandem vergeben. Das ist eine ganz kostbare Erfahrung.