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So wahr mir Gott helfe
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So wahr mir Gott helfe

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt
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Moderator/in:  Morgen wird Olaf Scholz als neuer Bundeskanzler vereidigt. Und er hat schon vor einiger Zeit erklärt, dass er dabei vermutlich auf die Formel „So wahr mir Gott helfe“ verzichten wird. Bei früheren Vereidigungen hat er das jedenfalls getan.

Nun ist Olaf Scholz ja aus der Kirche ausgetreten. Also eigentlich ein konsequenter Schritt. Oder? Ich frage mal Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Was denkst du denn als Pfarrer über diese Formel „So wahr mir Gott helfe“?

Na, erst mal bezieht sich die Formel ja auf unser Grundgesetz. Und da heißt es in der Präambel: „Dieses Gesetz hat sich das deutsche Volk in Verantwortung vor Gott und den Menschen gegeben.“

Insofern geht es bei „So wahr mir Gott helfe“ gar nicht um ein persönliches Glaubensbekenntnis, sondern um das Bewusstsein: „Ich bin nicht der absolute Herrscher, sondern weiß mich einer höheren Instanz, einem höheren Wertesystem verpflichtet.“

Außerdem ist die Formulierung „So wahr mir Gott helfe“ total entlastend, weil sie zum Ausdruck bringt: „Ich kann und ich muss die Welt nicht allein retten. Ich weiß, dass ich auf Hilfe angewiesen bin.“

Wegen dieser zwei Aspekte … der Verantwortung vor einer höheren Instanz und dem Vertrauen auf Hilfe … finde ich diese Worte absolut richtig und wichtig.

Das heißt: Wir hoffen darauf, dass Olaf Scholz diese Erkenntnis anderweitig bekommt?

Da bin ich sehr zuversichtlich. Olaf Scholz hat immer wieder erklärt, dass er die christlichen Werte schätzt und als kostbares Fundament der Gesellschaft sieht.

Und er hat neulich mal in einem Interview den schönen Satz gesagt: „Liebe ist wichtiger als das Amt.“ Das könnte man als Versuch verstehen, die Formel „So wahr mir Gott helfe“ mal ganz unkirchlich auszudrücken.

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