Show ist noch kein Inhalt
Schon kommt die nächste Sensation. Kaum haben wir Amerika verkraftet, einigermaßen, steht bei uns die SPD Kopf. An ihrer Spitze ein neuer Kopf, der Kandidat, der Heilsbringer. Die Umfragen steigen, der Jubel schwillt an. Er macht uns wieder groß, stark, wichtig, meint man. Erst wird Amerika „first“ und „great again“, kommt also an erster Stelle und riesig, dann Deutschland und Europa. Das Normalste von der Welt, eine Kandidatur, gibt es nicht mehr. Heute muss es Show sein. Je größer, desto besser. Meint man.
Wirklich kluge Köpfe sagen: Haltet bitte mal die Bälle flach. In Amerika hat der Rat vermutlich wenig Sinn. Bei uns könnte es noch helfen. Kandidaten sind kein Heil. Haben noch nichts gewonnen. Die große Show hat noch keinen Inhalt. Und wenn wir einigermaßen bei Sinnen bleiben wollen, müssen wir die Show vom Inhalt trennen. Was steht hinter dem Jubel? Was will der Kandidat wirklich? Die schönste Show ist mal zu Ende. Und was kommt dann?
Lieber vorher nüchtern bleiben. Seifenblasen sind herrlich, ich liebe sie. Ich weiß aber, wie bald sie zerplatzen. Und dass wenig oder nichts von ihnen bleibt. Deswegen bleibe ich lieber vorher nüchtern. Und warte auf Inhalte. Was tun sie für die Armen, für die aus der Welt Fallenden? Was tun sie für die, die schon am 20. des Monats keine Rente mehr haben und die Mülleimer nach Essbarem absuchen? Nach vierzig Jahren Arbeit, wohlgemerkt. Was tun sie gegen die Millionen der Abfindungen und für das Gehalt der Altenpfleger. Das ist nüchtern gedacht, ich weiß. Nüchtern sein hilft aber mehr, als Seifenblasen zu bewundern. Ein guter Inhalt braucht wenig Show. Eben weil er gut ist. Und einem wirklichen Jahrhundertsatz folgt: Was Ihr einem der Geringsten getan habt, das habt Ihr Gott getan. Auch nüchtern. Aber alles Gold wert.
