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Schulbrote! Zeichen der Fürsorge
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Schulbrote! Zeichen der Fürsorge

Dr. Ursula Schoen
Ein Beitrag von Dr. Ursula Schoen, Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt

In wenigen Wochen ist unsere jüngste Tochter mit der Schule fertig. Damit geht eine Ära von vielen Jahren Schulkinder in der Familie zu Ende. Eine wichtige Aufgabe für uns Eltern ist mit der Schule verbunden: Regelmäßig Schulbrote schmieren! Jeden Morgen gibt es die gleiche Frage: Willst Du ein Schulbrot? Und dann als letzter Zuruf im Flur: Hast Du das Schulbrot dabei? Das ist für Eltern und Kinder das übliche Morgenritual. Natürlich müssen Schulkinder ordentlich versorgt werden. Natürlich brauchen sie statt Fastfood auch Körnerbrot. Aber es geht um mehr als Brote schmieren. Das Schulbrot ist eine Wegzehrung, damit die Kinder über die Klippen des Tages kommen. Ein Stück Fürsorge der Eltern, ehe die Kinder in die Welt gehen.
Meine Kinder sind je nach Lebensetappe sehr unterschiedlich mit diesem Zeichen meiner Fürsorge umgegangen. Ja, in mancher Hinsicht war die Schulbrotfrage eine Art Gradmesser dafür, wie viel Nähe oder wie viel Distanz sie von uns Eltern wollten.
Als sie im Kindergarten und in der Grundschule waren, habe ich ihnen mit auf den Weg gegeben: Bitte iss Dein Schulbrot und das Obst! Das ist gesund! Bei den Teenies konnte ich sicher sein, dass die Schulbrote irgendwo in der Tasche vergammelten. Und die reiferen Teenager sagten selbstbewusst: Ich will kein Schulbrot mehr! Zu meiner Überraschung kam die volljährige Abiturientin neulich an und stellte empört fest: Du fragst überhaupt nicht mehr, ob ich ein Schulbrot will! Offensichtlich geht es auch für die Kinder beim Schulbrot um mehr als um ein lästiges Morgenritual.
Das Schulbrot ist eines von vielen Zeichen, wie in einer Familie die einen die anderen wahrnehmen und für sie sorgen. Das Schulbrot soll nicht nur satt machen und Gesundheit erhalten, es vermittelt die Botschaft: Ich will, dass es Dir gut geht. Ein solches Zeichen sagt in Krisenzeiten manchmal mehr als Worte. Es gibt die Sicherheit: Hier sind Menschen für mich da.
In der Bibel ist das Brot ein Zeichen dafür, dass Gott für Menschen sorgt . Das wird zum Beispiel in der Geschichte vom Propheten Elia erzählt. Elia ist auf der Flucht vor Menschen, die ihn umbringen wollen. Völlig erschöpft bricht er in einer einsamen Gegend zusammen. Da schickt Gott Raben, die ihn mit Brot versorgen. Elia spürte: Gott will, dass ich weiterlebe!
Ich erinnere mich an ein Trauergespräch vor einigen Jahren. Ein Mann, gerade mal Anfang 40, hatte sehr plötzlich seine Frau verloren. Mit seiner betagten Mutter saßen wir zu dritt am Tisch. Er konnte nicht aufhören zu weinen. Irgendwann sagte seine Mutter zu ihm: Soll ich Dir ein Brot schmieren? Damals hat mich diese Frage irritiert. Heute denke ich: Die beiden hatten eine lange Schulbrot-Beziehungsgeschichte. Der Mann sagte zu meiner Überraschung nämlich einfach: Ja, bitte!"

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