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Mai, Monat der Frauen
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Mai, Monat der Frauen

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt

Wenn ich Flieder rieche, dann muss ich an Muttertag denken. Als Kinder haben wir meiner Mama zum Muttertag reichlich Zweige vom Fliederstrauch im Garten abgeschnitten und feierlich überreicht. Die ganze Wohnung hat dann danach geduftet. Aber es war in unserer katholischen Familie nicht nur die eigene Mutter, die Flieder geschenkt bekommen hat im Mai. Der Maienmonat war auch der besondere Monat der Gottesmutter Maria. Für die hatte meine Mutter viel übrig. Als geschnitzte Holzfigur hatte sie einen besonderen Platz bei uns auf der Kücheneckbank. Und im Mai haben wir Kinder auch ihr selbstgepflückten Flieder hingestellt.

Der Mai ist deswegen seit Kindertagen für mich der Monat des Flieders und der Monat der Mutter. Und immer mehr auch: der Monat der Frauen. Meine Mutter war eine starke Frau. Sie hat mich geprägt mit ihrem Mut, ihrer Entschlossenheit, mit ihrer Tatkraft und dem großen Herzen. Sie war immer für andere da – und sie hat den Mund aufgemacht, wenn sie sich über etwas aufgeregt hat, nicht selten auch in der Kirche. Vielleicht war ihr auch deswegen diese Gottesmutter Maria nahe. Die ist ja auch nicht so kleinlaut und demütig, wie man sie manchmal sehen möchte. „Der Herr hat Großes an mir getan", singt diese Maria, und außerdem: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen." Es ist fast eine Art Revolutionslied, das diese Maria in der Bibel anstimmt, im berühmten „Magnificat".

Gott hat uns Frauen mit Größe ausgestattet, und er betraut Frauen mit großen Aufgaben. Auch daran muss ich jetzt im Mai und wenn ich Flieder rieche besonders denken. Es ist auch der Monat, in dem sich viele einsetzen für mehr Frauenrechte und Frauenbeteiligung. In unserer Gesellschaft, in der Frauen ja zum Beispiel noch immer schlechter bezahlt sind als Männer. Aber natürlich auch in meiner katholischen Kirche, in der wir Frauen von höchster Verantwortung und Weiheämtern ausgeschlossen sind. Nächste Woche werden deswegen an vielen Orten in Deutschland katholische Frauen in den Streik treten. Und sie berufen sich dabei auch auf Maria, „Maria 2.0" heißt ihre Aktion.

Ich hoffe: Frauen können immer mehr die großen Aufgaben wahrnehmen, für die Gott sie vorgesehen hat, auch in meiner katholischen Kirche. Und ich bitte dafür Maria um ihre Mithilfe.

 

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