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Jesus an der Supermarktkasse
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Jesus an der Supermarktkasse

Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg
Ein Beitrag von Dr. Burkhard Freiherr von Dörnberg, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Marburg

Ich stehe an der Supermarktkasse. Vor mir eine junge Frau.

Die Schuhe kaputt, die Haare verfilzt. Eine Punkerin.

Eine von denen, die sonst vor dem Markt stehen und um 1€ betteln.

Wo ich mich immer etwas unwohl fühle.

Sie wirkt unsicher. Unentschlossen.

„Ich weiß nicht ob es reicht“ sagt sie zu mir als sie ihre wenigen Sachen auf das Band legt: Drei Dosen Bier und eine Batterie Feiglinge.
Und ich denke: Wie traurig. Wie schade – sie ist doch noch so jung. Müsste man nicht was sagen? Dazu, dass der Alkohol sie ruiniert?
In der Hand hält sie nervös Kleingeld, lauter Centstücke, irgendwo aufgesammelt.

„Ja bitte, was kann ich für dich tun?“ Der junge Mann hinter der Kasse ist das genaue Gegenbild zu der Punkerin. Adrett – sogar mit Krawatte. Ich bin überrascht, wie freundlich er zu der Punkerin ist. Er zählt geduldig ihre Münzen. „Es reicht. Die hier sind noch deine.“ Sagt er und schiebt die überzähligen Münzen zu ihr zurück.

Sie scheint auch etwas überrascht von seiner Freundlichkeit.

„Einen schönen Tag wünsche ich dir.“ Sagt sie dann ganz höflich – sie, die Punkerin.

„Den wünsche ich dir auch“, sagt er und lächelt freundlich zurück.

Ob das Trinken richtig ist? Sicher nicht. Müsste man das nicht verbieten? Ihr helfen? Schwierig.

Aber wie der junge Mann an der Kasse ihr begegnet ist- und sie ihm- das war richtig. Nicht schwierig, sondern richtig wohltuend.

Und mir, der ich das aus nächster Nähe mitbekomme, kommt in den Sinn: So muss Jesus den Menschen oft begegnet sein. Ohne Vorbehalt. Ohne zu verurteilen. Ohne an ihnen herumzukritisieren. Sondern freundlich zugewandt.

Er tat das, um den Menschen Raum zu geben und vielleicht auch, um ihnen eine Ahnung davon zu geben, wie freundlich Gott ist.

Mir ist sie jedenfalls an der Supermarktkasse begegnet, diese Freundlichkeit und das hat gut getan.

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