Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Ins Gesicht geschaut
Pixabay/Alexandra Koch

Ins Gesicht geschaut

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
Beitrag anhören:

Masken sind alltäglich geworden. Ich habe gelesen, dass 40 Prozent der Bundesbürger auch nach Corona noch welche tragen wollen. Zum Beispiel dann, wenn sie in Erkältungszeiten die Atemluft filtern.

Die Mimik bleibt hinter der Maske verborgen

Masken haben einen Nachteil. Hinter ihnen bleiben viele Ausdruckssignale stecken, die Gesichter senden. Die Mimik ist aber wichtig. Unser ganzes erstes Lebensjahr lang verständigen wir uns ja nur über Laute und den Ausdruck von Gesicht und Körper.

Gesicht und Gefühl hängen unmittelbar zusammen

Gesicht und Gefühl hängen unmittelbar zusammen. Die Muskeln im Gesicht sind direkt mit Bereichen im Gehirn verbunden, die für die Gefühle verantwortlich sind. So richtig kontrollieren lässt sich das nicht.

Das höfliche Lächeln bleibt in der Maske stecken

Menschen müssen manchmal lachen, auch wenn sie es gar nicht wollen. So ein Lachen aus echter Freude kann man auch hinter der Maske erkennen, da lachen die Augen mit. Wir können aber auch nur höflich lächeln. Dabei heben wir nur die Mundwinkel und wenn die von einer Maske verdeckt sind, bleibt das in der Maske stecken.

Ein Blick ins Gesicht eines Menschen ist auch ein Blick in seine Gefühle. Eine Geschichte aus der Bibel erzählt davon:

Die Geschichte von Jakob und Esau

Jakob hat es faustdick hinter den Ohren. Von seinem sterbenden Vater erschleicht er sich den Segen und betrügt so seinen Bruder Esau. Esau hasst ihn dafür. (1. Mose 27,41) Umbringen will er ihn. Jakob flieht vor der Wut seines Bruders. Erst nach vielen Jahren sehen sie sich wieder. Die Geschichte spitzt sich dramatisch zu; es könnte zu einem Kampf kommen. Da schickt Jakob Esau wertvolle Geschenke, er will ihn um Verzeihung bitten.

Ein unverhüllter Blick in das Gesicht

Aber Esau ist längst zum Frieden bereit. Er sagt zu Jakob: „Ich hab dein Gesicht gesehen und es war, als würde ich Gott von Angesicht zu Angesicht sehen, so freundlich hast du mich angesehen. (1. Mose 33,10). Statt zu kämpfen, umarmen und küssen sich die Brüder.

Und das hat mit einem unverhüllten Blick ins Gesicht zu tun. Selbst wenn wir immer wieder mal Masken tragen werden: Es tut gut, wenn wir jetzt mehr und mehr in offene Gesichter schauen können.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren