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Heute: Kaffeesatzlesen
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Heute: Kaffeesatzlesen

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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Wäre das schön: Einmal einen Blick in die Zukunft werfen, einmal wissen, was in der Zukunft auf mich zukommt. Viele Menschen träumen davon und manche Menschen wollen uns glauben machen, dass dies auch irgendwie geht.

Ein Blick in die Glaskugel? Kartenlesen und was es alles dazu gibt. Kaffeesatzleserei? Und was, wenn Prognosen, die auf diese Weise entstehen, dann auch zutreffen? Dies alles liegt sicher im Auge des Betrachters.

Kennen Sie Jeremia? Von ihm stammt ein Buch, das in der Bibel nachzulesen ist. Darin steht folgender Ausspruch: "Ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe, Pläne des Heils und nicht des Unheils – denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Wenn ihr mich ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, so erhöre ich euch. Sucht ihr mich, so findet ihr mich." (Jer 29, 11-14)

Für mich sind diese Worte sehr tröstlich. Sie eröffnen für mich eine Perspektive: Zukunft und Hoffnung – das sind doch zentrale Begriffe, nach denen ich mich sehne. Wie oft spreche ich diese Erwartung aus:

"Hoffentlich wird alles gut!"

Wenn ich auf der Spur zu Gott bin, dann verbindet sich damit für mich Zukunft und Hoffnung.

Es ist immer wieder aufs Neue eine Herausforderung, mich auf diese Spur einzulassen – oder besser gesagt: Diese Spur überhaupt zu finden. Dabei kann ich Gottes Spuren im Alltag entdecken. In jeder Begegnung mit einem anderen Menschen kann ich dieser Spur nachgehen.

Dort, wo Menschen ein gutes Gespräch miteinander führen, vielleicht sogar nach längerer Zeit des Schweigens oder des Sich-aus-dem Weg-Gehens oder nach einem ernsthaften Konflikt – da wird diese Spur wieder aufgenommen. Da entwickelt sich eine neue Erfahrung – und dann erlebe ich auch, was Jeremia andeutet:

Zukunft und Hoffnung

Zugegeben: Manchmal muss ich mir zuerst einen Ruck geben. Der erste Schritt zu einem solchen Gespräch nach langem Schweigen fällt ungeheuer schwer. Am liebsten würde ich ihn auch umgehen. Aber wenn der erste Schritt einmal getan ist, dann geht plötzlich vieles von allein.

Der Knoten ist geplatzt. Diese Erfahrung tut mir gut – und sie gibt mir Mut und Auftrieb, mich neu einzulassen auf Menschen, mit denen ich vielleicht eine schlechte Erfahrung gemacht habe.

In die Zukunft sehen, was also in Zukunft passieren wird – was mir konkret bevorsteht, das kann ich wahrscheinlich nicht wirklich in Erfahrung bringen. Vielleicht ist es auch besser so. Aber ich kann in meinen Begegnungen mit Menschen dafür sorgen, dass wir gemeinsam eine gute Zukunft haben können. Einen Versuch ist es immer wert. 

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