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Hans und sonst nichts – Kurzer Name, große Botschaft
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Hans und sonst nichts – Kurzer Name, große Botschaft

Dr. Ulf Häbel
Ein Beitrag von Dr. Ulf Häbel, Evangelischer Pfarrer, Laubach-Freienseen

Mein jüngstes Enkelkind heißt Hans. Er ist vier Monate alt und lebt mit seinen Eltern in der Nähe von Basel.
Als die Leute im Dorf von der Geburt unseres Enkelchens hörten, haben manche gefragt: „Wie heißt es denn?“ – „Hans“, habe ich gesagt. „Wie nur Hans und sonst nichts?", hat ein Nachbar gefragt. Er hatte wohl mehrere Vornamen erwartet. „Kurz und einfach; kann ich mir merken“, hat ein anderer gemeint. Er findet es schön, dass Kinder wieder alte Namen bekommen – Hans oder Paul, Emma oder Ida.
Eine Freundin hat gefragt: „Und wie findet ihr den Namen eures Enkelkindes?“ Meiner Frau und mir fiel sofort ein, dass es eine Kurzform vom Namen seines Vaters ist. Der heißt Johannes. Er war damals vor vierzig Jahren unser erstes Kind.
Ich weiß nicht mehr, warum wir auf diesen Namen gekommen sind. Ich weiß aber, dass uns seine Bedeutung gefallen hat. Johannes heißt: Gott, sei gnädig! Wir haben das damals auch in die Geburtsanzeige geschrieben. Einige Verwandte und Freunde haben sich gewundert, dass in dieser Anzeige keine Daten über das Kind standen – zum Beispiel einundfünfzig Zentimeter lang und dreitausendfünfhundert Gramm schwer. Da stand einfach nur der Name „Johannes“ und seine Bedeutung: Gott, sei gnädig:
Und nun heißt der Sohn unseres Johannes, unser jüngster Enkel, einfach Hans, eine Kurzform vom Namen seines Vaters. Das trägt die Bedeutung weiter – wenigstens für meine Frau und mich.
Für uns ist es ein Zeichen der Gnade Gottes, wenn ein Kind geboren wird und behütet aufwachsen kann. Wir haben zurzeit sechs Enkelkinder, über die wir uns freuen.
In einem Kind ein Zeichen der Gnade Gottes sehen, heißt doch: Da gibt es im Leben etwas, das du nicht durch eigene Kraft und Leistung geschafft hast, das man auch nicht kaufen oder erzwingen kann. Gnade ist wie ein Geschenk zu bekommen, das man nicht verdient hat, wofür man nur dankbar sein kann – Kinder oder Enkel, eine gute Freundschaft oder die Versöhnung nach einem Streit.
Ich weiß: Das biblische Wort Gnade kommt in unserer Alltagssprache selten vor. Das Gegenteil ist aktueller. Da gibt es gnadenlose Härte oder den Kampf um jeden Ball beim Fußball. Ein Untersuchungsausschuss des Parlaments verspricht gnadenlos brutal aufzuklären. Man fordert gnadenlose Verfolgung von Straftätern und gnadenlose Zurückweisung von Flüchtlingen an den Grenzen.
Gnadenlosigkeit kennen wir. Doch wenn alles nur noch gnadenlos verfolgt und durchgesetzt wird, geht das Leben zugrunde. Es muss auch noch die Gnade geben, das unverdiente Wohlwollen, die Vergebung der Schuld, die Lebenshilfe für Übeltäter. Immerhin steht in unserem Grundgesetz: Jede und jeder – auch verurteilte Straftäter – können beim Bundespräsidenten ein Gnadengesuch stellen. Gnade vor Recht.
Ich glaube an die Macht der Gnade Gottes. Und daran erinnern mich die Namen Johannes und Hans. Gott, sei gnädig.

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