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Frühstückszeit
Bildquelle: Elenido Ferreira/Pixabay

Frühstückszeit

Helmut Wöllenstein
Ein Beitrag von Helmut Wöllenstein, Evangelischer Pfarrer, Marburg
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Ich mache den Brotkasten auf – und ich sehe, das Brot schimmelt. Die erste Scheibe muss weg, die zweite auch, der Rest ist genießbar. Doch ich ärgere mich über mich selbst. Brot wegzuwerfen fällt mir schwer. Ich bin anders erzogen. Man wirft keine Nahrungsmittel weg, und Brot schon überhaupt nicht. Wo doch viele Menschen auf der Welt hungern und Brot etwas besonders ist. „Unser täglich Brot gib uns heute“, beten wir im Vater unser. Damit ist alles gemeint, was wir zum Leben brauchen. - Warum ist unser Brot überhaupt schimmelig geworden? Ich habe einfach zu viel gekauft. Nicht dran gedacht, dass ich bei manchen Mahlzeiten unterwegs bin. Und dann ist das schnell passiert. Bei Äpfeln bin ich nicht so, die esse ich auch noch, wenn sie anfangen zu schrumpeln. Aber schimmeliges Brot, solltest du echt wegwerfen, sagt mein Freund, der ist Arzt.

11 Millionen Tonnen Lebensmittel gehen bei uns pro Jahr in den Abfall, nach einem Bericht der Bundesregierung. Nicht nur schimmeliges und verdorbenes, auch Sachen, die noch gut sind. Weil sie abgelaufen sind. Weil man es keinem mehr zumuten will, das Brot vom Vortag zu kaufen, jedenfalls nicht für den Preis, den es wert ist. 11 Millionen Tonnen, 130 Kilo pro Person im Schnitt. Das ist zum Teil schon vorher einkalkuliert. Mit der Überproduktion lässt sich gut verdienen. Und ist ein Skandal. Nicht nur gefühlt, weil anderswo Leute verhungern. Sondern wir nehmen uns selbst und künftigen Generationen die Lebensgrundlagen. Was zu viel produziert wird, braucht Rohstoffe, Energie, setzt CO2 frei, die Böden werden überdüngt, Nitrat gerät ins Trinkwasser. Eine industrielle Landwirtschaft sieht sich genötigt, im Wettbewerb immer mehr und günstiger zu produzieren. Was kann man tun? – Politisch ist das kompliziert. Es ist eben nicht getan damit, zu schimpfen. Die da oben machen alles falsch. Die in der Regierung, die in der Landwirtschaft. Sicher braucht es Druck von unten. Öffentlichkeit. Demos. Aber es braucht auch die berühmten kleinen Schritte unten an der Basis. Wir müssen uns anders verhalten. Ich muss besser aufpassen, was ich wann einkaufe und wieviel. Joghurt, Sahne und Schmand verwende ich übrigens auch noch, wenn sie drei Wochen übers Datum sind. Ich bin noch nie krank geworden davon. Im christlichen Glauben hängt das kleine mit dem großen zusammen. Wie wir einkaufen und den Brotkasten sortieren, das hängt mit dem unglaublich schönen großen Auftrag zusammen, dass wir das Paradies Erde bebauen und bewahren sollen.

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