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Erst mal einen Tee

Erst mal einen Tee

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Bei uns im Taunus treffen sich die Helfer für die Flüchtlingsarbeit in einer Supervisionsgruppe. Das ist eine Art Hilfsgruppe für die Helfer. Denn beim Helfen gibt es Situationen, über wir uns gern austauschen, die wir allein nicht so gut verstehen können.

Alle in der Gruppe, die Flüchtlingen bei uns helfen, haben mit viel Elan angefangen. Wir sind Freiwillige, die versuchen, etwas Hilfreiches zu machen. Ein Psychologe leitet die Gruppe, die sich oft verändert. Helfer kommen und manche gehen auch wieder. Helfen kann gut sein. Aber auch nicht immer einfach. Zum Einen gibt’s auch manchmal Anfeindungen. Markige Sprüche von Menschen, die das ganze Thema negativ sehen. Das besprechen wir. Aber vor allem eins: Wenn zwischen uns Helfern und Flüchtlingen unterschiedliche Mentalitäten aufeinander prallen.

Manche Helfer können dann am besten helfen, wenn alles pünktlich abgeht. Das sind wir so gewohnt. So kommt es zu dieser Situation: Ein Helfer hat viele dringende Termine an einem Tag. Jetzt will er schnell eine schwangere eritreische Frau auf dem Weg zum Arzt begleiten. Sie bereitet aber erst einmal Tee zu und will ihn mit dem Helfer in Seelenruhe trinken. Sie ist es nicht gewohnt, dauernd auf die Uhr zu schauen. In ihrer Heimat trifft man sich. Tauscht sich ausführlich aus. Hat Zeit miteinander.

Manchmal merke ich, wenn ich ungeduldig werde mit dem anderen Tempo: Es tut auch gut, dass ich mich auch mal entschleunige. Als ich wieder einmal Fahrdienst habe, sind die, die ich abholen soll, grad beim Beten. Alles braucht seine Zeit. Finde ich auch. Und so kommen wir danach ins Gespräch. Was ihnen wichtig ist im Leben, und was mir und vielen anderen hier bei uns. Was gute Werte sind, die das Leben erleichtern. Wir sind ja nicht nur pünktlich oder manchmal eben ungeduldig. Sondern oft auch tolerant für die Anderen und neugierig, andere kennenzulernen.

Wir reden auch darüber, dass bei uns die Rolle der Frau oft eine andere ist. Nämlich gleichberechtigt. Das wir Kindererziehung wollen ohne Ohrfeigen oder Gewalt, und dass wir das in vielen Jahrzehnten in diesem Land gelernt haben, dass das besser ist. Wenn wir uns kennenlernen, gibt es Neues: für beide! In unserer Gruppe der Helfer meint einer: Es ist gut, so auch mal über unsere eigenen Werte nachzudenken. Und die ins Spiel zu bringen, wenn wir helfen.

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