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Ein Zaubermantel aus Liebe
Bild: Pexels/yan krukov

Ein Zaubermantel aus Liebe

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Die zwei Kinder sind dick eingepackt, es ist kalt. Ihre Fellmützen sitzen fest auf dem Kopf und die Schulranzen auf ihrem Rücken. Die Kinder sind spät dran. Sie schlendern nicht, sie rennen.

Papa nimmt seine Kinder in den Arm

Als sie am Geschäft ihres Papas vorbeieilen, kommt der zu ihnen ‘raus und nimmt sie in den Arm. So viel Zeit muss sein. Passt schön auf, sagt der Papa, es ist glatt. Ja ja, sagen die Jungs. Dann nimmt der Papa seine Hand, legt sie jedem Jungen an den Kopf und gibt ihnen einen Kuss. Bis heute Mittag, sagt er. Die Jungs laufen weiter Richtung Schule.

Man geht anders durchs Leben, wenn man geliebt wird

Man geht anders durchs Leben, wenn man geliebt wird. Leichter, luftiger. Die Schritte sind nicht so schwer. Egal, ob man Kind ist oder alt. Man geht anders durchs Leben, wenn man sich geliebt weiß. Man hat so eine Art Zaubermantel um sich.

Geliebt werden ist wie einen Zaubermantel umhaben

Der hält warm, wenn es eiskalt ist und Wärme gut tut. Bei Hitze ist er wie kühle Seide, damit die Sonne uns nicht verbrennt. Man denkt an die, die einen lieb haben, und manches ist unbeschwerter. Nicht nur bei Kindern. Auch bei der Frau, die ins Krankenhaus muss und Angst hat. Natürlich hat sie das. Sie ist Mitte dreißig. Die Aussichten sind nicht so gut. Ihr Vater bringt sie, Kinder und Ehemann besuchen sie. Der Arzt hat Geduld, die Schwestern geben etwas Ruhe in der Aufgeregtheit. All das legt sich schützend um die Frau. Ein wenig wie der Glitzer im Advent. So geht es sich etwas leichter durch die Zeiten, auch durch eine dunkle Zeit.

Liebe breitet ihren Zauber aus    

Garantien gibt es für nichts im Leben. Wie schnell gibt es Streit in der Familie. Wie nah ist der Ärger, wenn jemand nur eigene Interessen verfolgt. Und Schmerzen können jeden Tag kommen. Niemand garantiert mir für Frieden und Glück. Außer die Liebe, die jemand gibt. Einfach so. Liebe macht weder reich noch gesund. Sie breitet nur ihren Zauber aus, locker und leise. Den lege ich um mich wie einen himmlischen Mantel, der nicht von dieser Welt ist. Wenigstens ein Mensch, denke ich oft, wenigstens ein Mensch soll heute etwas unbeschwerter leben, weil ich ihn lieb habe. Und wenn es drei oder vier sind, hat Gott auch nichts dagegen.

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