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Das Drama für Geflüchtete an der griechisch-türkischen Grenze
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Das Drama für Geflüchtete an der griechisch-türkischen Grenze

Johannes Meier
Ein Beitrag von Johannes Meier, Evangelischer Pfarrer und Journalist, Kassel
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Moderator/Moderatorin: Die Situation an der Grenze zwischen Griechenland und der Türkei ist dramatisch. Präsident Erdogan hat die türkischen Grenzen zur EU für Geflüchtete geöffnet – und diese fliehen aus überfüllten Lagern und unmenschlichen Zuständen nun weiter in Richtung Europa. Droht jetzt eine Situation wie im Jahr 2015? Das fragen sich viele Menschen – und einige Politiker werden nicht müde zu betonen: 2015 darf sich nicht wiederholen. Was meinen die damit, fragt sich Pfarrer Johannes Meier aus Kassel im hr1 Zuspruch.

Einige warnen zurzeit: „2015 darf sich nicht wiederholen.“  Was genau meinen sie? Darf es sich nicht wiederholen, dass in Deutschland eine Welle der Mitmenschlichkeit und Solidarität entsteht und geschätzte zehn Millionen Mitbürger freiwillig und von Herzen dort einspringen, wo eigentlich politische Lösungen gefragt sind?

Oder darf es sich nicht wiederholen, dass zu uns tausende motivierte und integrationswillige Menschen kommen, die sich in Deutschland und Europa eine neue Zukunft aufbauen, ohne Todesangst vor Krieg und Verfolgung?

Nicht wiederholen darf sich die Überforderung der Behörden und Plan- und Hilflosigkeit der Politik

Sicher nicht wiederholen darf sich die Überforderung der Behörden, das Chaos, das Burnout überlasteter und allein gelassener Helferinnen und Helfer.

Nicht wiederholen darf sich die Plan- und Hilflosigkeit der politisch Verantwortlichen. So wie jetzt an der griechischen Außengrenze der EU, wo Flüchtende mit Tränengas beschossen werden und rechts-nationalistische Bürgerwehren Jagd auf sie und die freiwilligen Helfer machen.

Nicht wiederholen darf sich die Plan- und Hilflosigkeit so wie am Donnerstag im Deutschen Bundestag, wo die Abgeordneten mehrheitlich gegen die Aufnahme von 5.000 besonders schutzbedürftigen Geflüchteten aus Griechenland gestimmt hat. Nicht wiederholen darf sich die Angst in Teilen der Bevölkerung, die immer dann entsteht, wenn Orientierung fehlt und Situationen unklar sind.

Klare Standpunkte sind gefragt

Es braucht klare Standpunkte. „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt“, sagte Pfarrerin Sandra Bils in der Schlusspredigt beim Evangelischen Kirchentag im vergangenen Jahr. Das ist nicht nur so dahingesagt, sondern in die Tat umgesetzt. Engagierte Christinnen und Christen versprachen: Wir schicken ein Schiff zur Rettung der Menschen in Seenot im Mittelmeer. Spenden wurden gesammelt. Vor zwei Wochen wurde jetzt die Sea-Watch 4 in Kiel getauft. Die politisch Verantwortlichen in Europa finden auf die katastrophale Situation keine Antwort. Umso beeindruckender, dass die Zivilgesellschaft handelt.

Christliche Nächstenliebe wird sich immer wiederholen

Das allerdings darf sich wiederholen. Und ich bin sicher: Dieses Handeln und Hoffen, diese Menschlichkeit und christlich begründete Nächstenliebe wird sich wiederholen. Jahr für Jahr und Tag für Tag. Solange Menschen da sind, die Jesus nachfolgen, der von sich selbst sagt: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“ (Matthäus 25,35)

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