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Die kleinen Besonderheiten und Geschenke im Alltag sehen
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Die kleinen Besonderheiten und Geschenke im Alltag sehen

Michael Friedrich
Ein Beitrag von Michael Friedrich, Katholischer Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul, Hosenfeld

Gerne unterstütze ich die kleinen und inhabergeführten Geschäfte in meiner näheren Umgebung. Dennoch bestelle ich ab und zu im Internet. Das ist bequem und die Ware wird direkt ins Haus geliefert. Beim Auspacken erwartet einen mitunter eine Überraschung. So ist es mir kürzlich passiert. Die Bestellung war liebevoll verpackt und ein Teil davon in einer Papiertüte. Auf ihr stand der Satz: „Jeder Tag bringt seine Geschenke mit, man muss sie nur auspacken.“ Die Rechnung war in einem Kuvert mit der Aufschrift: „Das Leben muss nicht perfekt sein, um wundervoll zu sein.“ Egal ob örtliches Geschäft oder Internetshop: Wir Verbraucher werden immer stärker und immer kreativer umworben.
Da hat sich wirklich jemand Gedanken gemacht, wie er seine Kunden anspricht. Und in der Tat spricht Weisheit aus dem, was da gedruckt vor mir liegt. Mir kommen Situationen in den Sinn, die ich wirklich als Geschenk erlebt habe: Wie ich als Kind zum ersten Mal die Alpen oder das Meer gesehen habe. Ich denke an das Kribbeln im Bauch bei der ersten Liebe. Oder auch an das Glücksgefühl, das sich einstellt, wenn etwas besonders gut gelungen ist: eine Examensarbeit, ein Projekt, ein Seminar. Und natürlich die großen Dinge im Leben: die eigene Hochzeit, die Freude über meine Tochter und vieles mehr.
Manchmal nimmt man solche Erfahrungen und Ereignisse als selbstverständlich hin. Sie sind es aber nicht. Manches können wir durch persönlichen Einsatz und eigene Anstrengung befördern. Aber letztlich sind uns auch die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten geschenkt. Mein Glaube sagt mir: Das ist ein Geschenk Gottes an mich.
Und wir können dies schon in der Bibel lesen, in Sätzen, die schon vor sehr langer Zeit verfasst wurden. Im Psalm 139 heißt es: „Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.“ Diese Sichtweise, Davids, des Psalmbeters, teile ich voll und ganz. Schaue ich auf mein Leben, so finde ich viele Erfahrungen, für die ich Gott dankbar bin. Und diese Dankbarkeit erstreckt sich auch auf die nicht perfekten Dinge. Gerade die haben mir oft entscheidende Entwicklungen ermöglicht.
Und es sind nicht nur die grundlegenden, die großen Ereignisse im Leben, oft sind es gerade die kleinen Dinge, man muss sie nur sehen: die Freude über ein lecker gekochtes Essen oder die anmutigen und bezaubernd duftenden Rosen im Garten. Ich denke auch an das Lachen eines Kindes und die unerwartete Karte mit Urlaubsgrüßen eines Freundes. Alles Dinge, die man nur sehen und wahrnehmen muss, um sie dann wert zu schätzen. Es sind Situationen, in denen Gottes Fürsorge und seine Liebe für uns Menschen aufscheint.
Zurück zu den liebevoll bedruckten Verpackungen aus meinem Interneteinkauf: Werden sich die Aufschriften auf den Tüten bestätigen? Ich nehme mir auf jeden Fall vor den heutigen Tag ganz bewusst zu leben. Heute werde ich mit offenen Augen für das Wundervolle im Kleinen und im Großen durch den Tag gehen. Und darin erkenne ich dann auch Gottes Wirken.

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