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Dankesbrief
Bildquelle: Hitesh Choudhary/Pixabay

Dankesbrief

Jens Haupt
Ein Beitrag von Jens Haupt, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Es stand sogar in der Zeitung. Ein Flüchtling aus Syrien, der schon einige Jahre in Bad Hersfeld lebt, hat sich über unsere Tafel beschwert. Er müsse stundenlang auf seine Lebensmittel warten. Manchmal habe man ihn dann trotzdem weggeschickt. Er fühle sich auch persönlich schikaniert, weil er Ausweis und Berechtigungsschein vorweisen müsse und andere nicht. Er hatte seinen Tafelausweis zurückgegeben und wollte kein Tafelkunde mehr sein. Das waren schwere Vorwürfe gegen die Ehrenamtlichen in der Lebensmittelausgabe. Im Zeitungsartikel kamen auch sie zu Wort. Sie haben ihm angeboten, es noch einmal miteinander zu probieren. Sie räumten ein: Manchmal passiert es eben, dass man jemanden übersieht. Oder man ist als Ehrenamtliche schlicht genervt von einzelnen, rücksichtslosen Tafelkunden. Manche wären undankbar. Andere stellten Ansprüche, die eine von Spenden abhängige Tafel nicht einlösen könne. Wochen später kam dann ein Brief. Der Absender eben jener Syrer, der sich in der Zeitung beschwert hatte. Er schrieb: “Auch für mich war es ein sehr schöner Tag, weil ich zum ersten Mal behandelt wurde wie ein Mensch. Ihr habt mich respektvoll behandelt, egal ob die Chefin oder eine andere Mitarbeiterin, alle haben mir großen Respekt gegenüber gebracht. Dafür bin ich Ihnen allen sehr, sehr dankbar. Gott sei Dank wurde ich nicht von anderen rumgeschubst oder sogar beleidigt und wurde hervorragend und freundlich bedient. Für diese tolle Erfahrung bin ich sehr dankbar und erfreut. Ich wünsche Ihnen allen von ganzem Herzen viel Gesundheit. Danke.“ Mit drei Ausrufezeichen. Und Unterschrift. Was ist da wohl in der Zwischenzeit passiert? So genau weiß ich das nicht. Jedenfalls hat es geholfen, sich Luft zu verschaffen. Auch wenn dazu ein kritischer Zeitungsartikel verholfen hat. Offenbar haben die Ehrenamtlichen der Tafel einen neuen Anfang gemacht und der Mann, der sich beschwerte, hat den neuen Anfang angenommen. Vielleicht sollten wir die Zeitung bitten, über den guten Ausgang auch noch zu berichten.

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