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Aufhören können – Margit Sponheimer zum 75. Geburtstag
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Aufhören können – Margit Sponheimer zum 75. Geburtstag

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

„Am Rosenmontag bin ich geboren, am Rosenmontag im Mainz am Rhein.“ Vielen kennen Margit Sponheimers Karnevalshit. Unwillkürlich bringt er einen zum Schunkeln, auch wenn beides nicht stimmt. In Frankfurt ist sie geboren, am 7. Februar und der war 1943 kein Rosenmontag. Heute wird sie 75.
„Des Margittche“ wollte schon immer auf die Bühne, aber in der Nachkriegszeit war eine Frau als Solistin im Karneval undenkbar. Außerdem hatte ihre Mutter gewarnt, dass Ruhm flüchtig ist: „Heute Stern, morgen Schnuppe.“ Aber dann ist Heinz Neger, ihr gestandener Gesangspartner in der „Fasenacht“ ausgefallen und „des Margittche“ durfte – oder musste – doch alleine singen. Ihr neues Lied „Gell, du hast mich gelle gern.“ hat Margit Sponheimer die Tür zu einer Männerdomäne aufgemacht. Sie wurde, so hat es eine Frankfurter Zeitung damals geschrieben, „ein neuer Stern am Fastnachtshimmel“. Mehr als eine Million Mal wurde die Platte verkauft.
Viele Jahre ist sie danach mit Heinz Schenk, einem ihrer Ziehväter, wie sie sagt, bei Wind und Wetter durch die Festzelte der Nation getingelt.
Vor 20 Jahren dann, einen Tag vor Rosenmontag, ist sie nach 38 Jahren auf der närrischen Bühne zurückgetreten, einfach so. Ein letztes Mal ihr Lieblingspublikum in der Mainzer Rheingoldhalle. Ein letztes Mal „den Rosenmontag“ und dann „Nix wie weg“, nur ihr Mann wusste Bescheid.
Sie sagt: „Ich habe mir immer gewünscht, dann aufhören zu können, wenn ich oben bin, damit die Leute sagen: „Wie Schade!“ Und nicht: „Singt die Alte immer noch?“
Mich beeindruckt das, wie Margit Sponheimer einen erfolgreichen Lebensabschnitt so souverän und selbstbestimmt beenden konnte. Loszulassen, das fällt vielen schwer. Vielleicht weil sie unsicher sind, ob sie noch etwas gelten werden, wenn sie in Rente gehen, oder ihre gewohnte Leistung nicht mehr bringen können. Da tut Zuspruch gut. So einer, wie ihn Gott verspricht durch den Propheten Jesaja: „Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. (Jes. 46,4a)
Das wünsche ich Margit Sponheimer zu ihrem Geburtstag, dass sie auch ihren jetzigen Lebensabschnitt als „Volksschauspielerin“ eines Tages selbst beendet und sich zuversichtlich einem neuen zuwendet. Für den gilt Gottes Versprechen auch.

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