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Anton
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Anton

Michael Tönges-Braungart
Ein Beitrag von Michael Tönges-Braungart, Pfarrer

Wenn Anton uns besucht, fliegen ihm die Herzen zu. Ein Kollege hatte ihn auf der Straße kennengelernt. Anton fällt es leicht, Kontakt zu knüpfen. Er hat Charme – ganz unbestritten. Aber damals auf der Straße in Frankfurt war er allein und wusste offenbar nicht wohin. Der Kollege hat ein großes Herz und lud ihn zu sich ein. Seitdem gehört Anton zur Familie. Manchmal begleitet er unseren Kollegen auch ins Büro. Und alle freuen sich, wenn er uns besucht.

Anton ist ein kleiner Mischlingshund. Und natürlich hat der Kollege zunächst versucht, einen Besitzer ausfindig zu machen. Anton war gepflegt und sah nicht aus, als ob er lange auf der Straße gelebt hätte. Aber niemand hat Anton vermisst. So ist er geblieben. Und darüber freuen sich alle, die ihn kennen.

Anton hat ein freundliches Wesen und begrüßt jeden mit heftigem Schwanzwedeln. Wenn er morgens ins Büro kommt, sieht er zuerst nach, wer da ist und leistet jedem, der es will, gerne ein wenig Gesellschaft. Ganz unaufdringlich. Natürlich freut er sich, wenn er mal gekrault wird. Aber er ist auch zufrieden, wenn er einfach dabei sein darf. Und er hat Charakter: Er bettelt nicht.

Anton ist unser Therapiehund, sagt eine andere Kollegin halb im Scherz, halb im Ernst. Mag es bei der Arbeit auch noch so hoch her gehen, mag der eine oder die andere richtig gestresst sein, Anton bringt uns alle wieder runter und zaubert jedem ein Lächeln aufs Gesicht. Einfach dadurch, dass er da ist, auf uns zukommt, uns anschaut, mit dem Schwanz wedelt und zu sagen scheint: Schön, dass du da bist. Ich freue mich dich zu sehen. Ich finde, Anton ist ein Segen. Er mag mich, ohne dass ich etwas dazu getan habe. Er freut sich, mich zu sehen, auch wenn ich mal gar kein freundliches Gesicht mache. Er muntert mich auf, wenn ich genervt oder niedergeschlagen bin. Er bringt mich dazu, mal für einen Moment Pause zu machen. Er zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht.

Nur einer ist manchmal etwas pikiert: sein Herrchen. Denn wenn er mit Anton bei uns ankommt, wird zuerst immer der Hund begrüßt – und erst dann der Mensch. Aber das ist der Kollege inzwischen gewöhnt – nicht nur von uns. Und wir bemühen uns, es mit der Begrüßung wenigstens manchmal andersherum zu machen. Tiere können ein Segen Gottes sein. Segen macht den Menschen das Leben schöner, heller, fröhlicher.

Aber Gott sei Dank gibt es für mich ja nicht nur Anton. Es gibt auch Menschen, die für mich ein Segen sind – meine Familie, meine Freunde, gute Kollegen. Wie Anton sind sie einfach für mich da; sie stehen zu mir; sie tun mir gut. Sie machen für mich den Segen erfahrbar, den Gott uns allen versprochen hat. Anton erinnert mich daran, dass ich sie nicht einfach selbstverständlich nehme. Sondern dass ich ihnen immer wieder mal zeige und sage, dass sie ein Segen für mich sind, wie Anton.

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