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Alternativlos für Deutschland - warum der interreligiöse Dialog notwendig ist

Alternativlos für Deutschland - warum der interreligiöse Dialog notwendig ist

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Ilona Klemens kennt sich aus. Dreizehn Jahre war sie Pfarrerin für interreligiösen Dialog in Frankfurt. Sie sagt: „Der Dialog zwischen den Religionen findet zwischen den Menschen satt und nicht zwischen den Religionen“. Es ist Beziehungsarbeit. Das braucht viel Ausdauer und Geduld. Es ist wichtig, mit den Menschen zu reden und nicht über sie.

Ich finde, sie hat Recht. Denn oft ist die Angst am größten, wo man den anderen gar nicht kennt. Das beginnt schon mit der Angst vor Moscheen und Minaretten. Damit schon Schülerinnen und Schüler eine Moschee und die Menschen dort tatsächlich erleben können, organisiere ich mit meiner Kollegin eine Fortbildung für Religionslehrerinnen und -lehrer. Ein Moscheebesuch soll das Herzstück sein.

Natürlich müssen wir das vorbereiten: Als wir am Donnerstag wie verabredet in der Moschee ankamen, war Frau Kostak, die Öffentlichkeitsbeauftragte der islamischen Gemeinde, noch im Gespräch mit Oberstufenschülern. Bei einem Glas Tee und Gebäck saß sie mit ihnen am Tisch und beantwortete Fragen: Es ging um ihr Kopftuch, die Rolle der Frau, Homosexualität. Frau Kostak gab klare Antworten: „Im Koran steht …, der Prophet sagt …“, sagte sie immer wieder und deutete manchmal auf das aufgeschlagene Buch, das vor ihr lag.

Für Muslime ist der Koran das Wort Allahs, Gottes Offenbarung selbst. Die meisten evangelischen Christen verstehen die Bibel als eine Sammlung von Glaubensgeschichten, die Menschen aus ihrer Erfahrung mit Gott aufgeschrieben haben. Sie können für uns durch die Wirkung des Geistes zu Gottes Wort werden. Auch als wir dann mit Frau Kostak alleine waren, schien es uns nicht passend, jetzt gleich einen solch großen Unterschied anzusprechen. Wir ahnten, dass ein Dialog Geduld und Ausdauer braucht.

Sie hätten jetzt viel Besuch in der Moschee, sagte Frau Kosak. Das Gebäck dafür kann sie nicht mehr selbst backen, aber diese Plastikteller, die wollen sie in Zukunft nicht mehr verwenden. „Wir haben uns entschlossen, Gottes Schöpfung besser zu schützen und zu bewahren“, sagte sie. „Der Satz hätte auch von uns sein können“, haben wir gesagt und uns weiter verabredet: Ich mache bald Fotos von der Moschee, Frau Kostak schaut sich das Material an, das wir in der Fortbildung weitergeben wollen. Es war ein guter Anfang.

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