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Ab jetzt gibt’s nur noch Sonntagsbraten – Vom Umgang mit Fleisch
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Ab jetzt gibt’s nur noch Sonntagsbraten – Vom Umgang mit Fleisch

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Ich möchte weniger Fleisch essen. Ich weiß, es tut mir gut. Keiner muss mir das verordnen. Ich weiß das von meinen Besuchen bei Freunden in Indien. Sie essen traditionell niemals Fleisch. Keinen Fisch. Auch Eier sind tabu. Wenn ich bei ihnen lebe, halte ich mich an ihre Essensgewohnheiten. Ich nehme dabei ab. Und ich spüre auch, da verändert sich etwas in meinem Körper. Doch sonst bin ich kein Vegetarier. Ich esse gern einen leckeren Braten. Ich habe mir aber in dieser Passionszeit bis Ostern vorgenommen, die ganze Woche über kein Fleisch und keine Wurst auf dem Teller zu haben. Aber dann am Sonntag einen Braten. Mein alter Vater hat erzählt, das war früher in seiner Familie so. Natürlich: wenig Geld. Nur am Sonntag gab‘s Fleisch auf dem Teller, eben den Sonntagsbraten. Der Tisch war schön gedeckt, das gute Besteck, die gute Stube hergerichtet. Heute können sich viele fast jeden Tag Fleisch leisten. In Deutschland essen Menschen jedes Jahr 60 Kilo Fleisch (Zahlen: Dr. Maren Heincke, Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung EKHN, Mainz). In den USA 100. In Brasilien noch etwas mehr. In Indien übrigens statistisch 5 Kilo pro Jahr.
Ich denke, man kann Essen nicht verordnen. Jeder möge das für sich entscheiden. Ich persönlich möchte mir weniger Fleisch, aber den Sonntagsbraten gönnen. Auch aus Respekt vorm Tier. In Gedanken an Tierproduktion, an Hormone im Fleisch, an manche Skandale in der Agrarproduktion.
In Indien habe ich einen großen Bauernhof besucht, wo Kühe, die nicht mehr Milch geben, ihr Gnadenbrot bekommen. Oder wo verletzte Kühe hingegeben werden können. Für eine kleine Spende kann man sie füttern – mit Gras oder Möhren. Mit meinen indischen Freunden war das eine Art Ausflug. Sie empfinden Segen, wenn sie das tun. Viele Kühe werden dort sehr alt, 15 Jahre oder 20. Auch das hat mein Nachdenken über das Fleischessen ein wenig beeinflusst. Ab jetzt gibt’s – wenigstens in dieser Passionszeit – nur noch den Sonntagsbraten.

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