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Überall van Goghelt's
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Überall van Goghelt's

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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"Überall van Goghelt’s“. Der Satz stand vor mehr als hundert Jahren in einer Kunstzeitschrift. Erst 20 Jahre nach dem frühen Tod des Vincent van Gogh hat seine Malerei vor allem junge Künstler fasziniert. Zu seinen Lebzeiten konnte er von weit mehr als 800 Gemälden nur ein einziges verkaufen.

Auch bei uns van Goghelt’s wieder: Letztes Jahr war der Film „Loving Vincent“ ein rieser Kinoerfolg. Es war der erste Film, der vollständig aus Ölgemälden nach van Goghs Bildern gemalt wurde.

Im kommenden Herbst zeigt das Frankfurter Städel „Making van Gogh“ eine neue Ausstellung über den heute weltberühmten Maler. Seine Sonnenblumen kennen viele, oder die Landschaftsbilder aus der Provence. Weniger bekannt ist, dass Vincent van Gogh eigentlich Pfarrer werden wollte, wie sein Vater und Großvater. Aber schon der rotblonde, untersetze Junge hatte es mit dem akademischen Lernen schwer. Überhaupt hat er selten getan, was man so tut.

Über eine Missionsschule ist er „Evangelist auf Probe“ geworden. Ohne Erfolg: Mit seiner Gemeinde in einem belgischen Kohlerevier hat er zwar ein armseliges Leben geteilt, aber mit seinen Worten konnte er sie nicht erreichen. Van Gogh hat neben seinen Bildern ein zweites Werk hinterlassen, eins von literarischer und religiöser Qualität: mehr als 800 Briefe. Die meisten davon an seinen Bruder Theo.

Rainer Maria Rilke schreibt, wie van Gogh angefangen hat zu zeichnen und zu malen: „Im Erzählen beginnt er zu zeichnen. Und schließlich merkt er gar nicht, wie er still wird und nur noch zeichnet.“ (Vincent van Gogh, Briefe, Reclam 2011, 23) Das heißt doch: Das geschriebene Wort hat ihn zu dem geführt, worin er genial war: zum Malen.

Gegen Ende seines Lebens hat Vincent an Theo geschrieben: „Es tut mir gut, etwas Schwieriges zu machen. Das ändert nichts daran, dass ich ein enormes Bedürfnis nach - soll ich das Wort sagen - Religion habe. Dann gehe ich in die Nacht hinaus, um die Sterne zu malen.“

Religion ist eine Beziehung zu dem, was hinter dem Vorfindlichen liegt. Van Gogh hat versucht, diese Beziehung zu malen. Auch das fasziniert an van Gogh. Er legt in seinen Bildern auch Spuren zum Reden von Gott. So ist er doch ein Prediger des Evangeliums geworden, auf seine Art, bis heute.

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