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Lachen können, auch über sich selbst
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Lachen können, auch über sich selbst

Susanna Petig
Ein Beitrag von Susanna Petig, Evangelische Pfarrerin, Kirchspiel Gensungen, Felsberg /Eder
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Manchmal ist es wohl ganz gut, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen!
Das mag nicht immer ganz einfach sein – aber ich glaube, es hilft einem weiter.
So habe ich mit einer gewissen Bewunderung von einem Mann erfahren, der sich voller Selbstironie einen Beinamen zugelegt hat, mit dem er auf seine eigene Schwäche hinwies: Notker der Stammler.
Er lebte vor mehr als 1000 Jahren. Da gab’s noch keine Kieferchirurgen oder die Möglichkeit, sich die Zähne richten zu lassen. Er hatte wohl eine Aussprache­schwäche, weil seine Zähne nicht richtig gewachsen waren. Den meisten Menschen wäre das wohl peinlich gewesen, und sie hätten es zu verbergen versucht – wahrscheinlich trotzdem ohne rechten Erfolg. Notker war da anders.
Vielleicht dachte er sich, bevor andere sich über mich lustig machen, mache ich das lieber selbst. Jedenfalls hinderte ihn diese Beeinträchtigung nicht daran, Karriere zu machen. Er ging einfach ganz offen und auf positive Weise mit seiner Schwäche um. Das zeigt schon eine gewisse Größe, finde ich.
Denn bestimmt gab’s damals wie heute Menschen, die gern über die Schwächen anderer spotten. Auch, wenn das natürlich nicht nett ist. Notker hat es weit gebracht. Er war im Kloster erzogen worden, hatte Lesen und Schreiben gelernt und im Umgang mit Texten seine Leidenschaft gefunden. Wir verdanken ihm eins der wohl schönsten Erzählbücher des Mittelalters, ein Werk voll Dichtung und Poesie, aber auch voller Humor.
So manche Anekdote über Kaiser Karl den Großen hat er aufgeschrieben. Ich wär gern mal dabei gewesen, wenn er sie vorgetragen hat!
Und, wie gesagt, mit seinem Humor machte er auch vor sich selbst nicht Halt.
Ich könnte mir vorstellen, dass ihn genau das so weit gebracht hat. Dieser Mut, sich seinen Schwächen und Fehlern zu stellen. Diese Größe, auch über sich selbst lachen zu können. Ich glaube, solcher Mut und solche Größe würde uns allen guttun.
Mich selbst nicht zu ernst zu nehmen – meine Unzulänglichkeiten wahrzunehmen und damit umgehen zu lernen. In diesem Sinne möchte ich an mir arbeiten – da kann ich bestimmt noch eine Menge lernen.
Und nützlich für mein Leben ist mir das allemal!

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