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Hiroshima
Bild: paulmuenznerO/Pixabay

Hiroshima

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel
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Heute vor 75 Jahren startete am frühen Morgen auf der Pazifikinsel Guam das Flugzeug Enola Gay und nahm Kurs auf Japan. Es war außer dem Piloten nur eine kleine Besatzung an Bord und ein kleiner Junge. Kleiner Junge, Little Boy, das war der Codename, den die Amerikaner der Atombombe gegeben hatten, die sie um Viertel nach acht über Hiroshima abwarfen. In nur einer Sekunde zerstörte sie 80% der Innenstadt bis auf den Grund. Der folgende Feuersturm trieb das Werk der Zerstörung dann weiter. 70 - 80.000 Menschen waren sofort tot. Viele weitere Menschen starben im Lauf der nächsten Wochen und Monate qualvoll an den Folgen der extrem hohen Strahlung. Nur drei Tage später wurde über Nagasaki eine weitere Atombombe abgeworfen. Mit noch größerer Vernichtungskraft. Die Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki leitete mit unvorstellbarem Grauen das Ende des Zweiten Weltkrieges ein.

In Kassel gibt es seit 2008 an der Fulda das Hiroshima-Ufer. Hier finden seitdem an diesen Tagen Gedenkfeiern statt. Friedensgruppen und Initiativen laden dazu ein. Sie erinnern daran, welche Gefahr von Atomwaffen ausgeht. Und sie laden ein, der unzähligen Opfer zu gedenken. Übrigens überwiegend Zivilisten.

Da gibt es Musikbeiträge und Reden. Und am Ende, wenn es schon dunkel wird, werden schwimmende Lichter auf die Fulda gesetzt. Das nimmt ein Ritual zum japanischen Obon-Fest auf. Das Obon-Fest ist ein Gedenktag zur Erinnerung an die verstorbenen Ahnen. Dabei lässt man Laternen schwimmen, um die Seelen der Verstorbenen zu führen. Ein berührendes Bild, wenn auf dem dunklen Wasser die Lichter langsam den Fluss hinabgleiten.

Viele andere Konflikte und Kriege weltweit haben in den 75 Jahren danach den Schrecken von Hiroshima und Nagasaki überlagert. Aber in den Köpfen ist etwas geblieben. Eine Schranke, eine Sperre. Nie wieder hat seitdem ein Land Atomwaffen eingesetzt. Zu verheerend waren die Ausmaße der Zerstörung. Zu groß war das Leid, das über die Menschen gebracht wurde.

Nie wieder. Und ich hoffe: Es wird so bleiben! Auch wenn Atomwaffen weltweit immer noch existieren und gebaut werden.

Schwimmende Lichter auf dem Fluss. Kein lauter Protest. Ein leiser Hinweis. Nie wieder. Das prägt sich ein. Licht, das im Dunkel einen Weg weist. Das Bild ist mir sehr vertraut. So beginnt das Johannesevangelium. Das Licht scheint in der Finsternis, heißt es da über das Wort Gottes. Und die Finsternis hat‘s nicht ergriffen. Daran kann ich mich halten. Das Wort geht nicht unter im Dunkel der Welt, sondern weckt Hoffnung, dass die Welt sich bekehrt. Hoffnung auf Frieden, nicht nur für uns. Für alle Menschen.

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