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Hallenser, Halloren und Hallunken
Wolfgang Claussen/Pixabay

Hallenser, Halloren und Hallunken

Irmela Büttner
Ein Beitrag von Irmela Büttner, Evangelische Pfarrerin, Offenbach-Bieber
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Ich bin in meinem Leben öfter umgezogen. Dadurch habe ich immer wieder eine neue Stadt und Region kennengelernt. Das hat aber den Nachteil, dass ich nie wirklich zu den Einheimischen gehört habe.

Einheimisch oder zugezogen?

An den meisten Orten gibt es bestimmte Regeln, die deutlich machen, wer einheimisch ist und wer nicht. In Halle an der Saale zum Beispiel regeln die Bewohner das so: Es gibt Hallenser, Halloren und Hallunken. Hallenser sind diejenigen, die in Halle geboren wurden. Halloren sind diejenigen, die zur altehrwürdigen Salzwirker-Bruderschaft gehören. Und Hallunken, das sind die „Zugezogenen“.

Hallunken sind keine Betrüger

Natürlich werden die Hallunken mit zwei „l“ geschrieben. So wie die zwei „l“ in Halle. Auf keinen Fall will man die Zugezogenen direkt mit dem Wort „Halunke“ in Verbindung bringen, das ja so etwas wie „Gauner“ und „Betrüger“ bedeutet. Die Wortwahl ist eben ironisch gemeint.

Darüber kann man schmunzeln. Manchmal nervt es aber auch, immer darauf festgelegt zu werden, woher man kommt, und gesagt zu bekommen: Du gehörst gar nicht richtig dazu, auch wenn du hier schon lange wohnst. In der Bibel setzt da die Geschichte von den drei Königen einen anderen Akzent. Die drei Könige kommen aus einem fernen Land, um das Jesuskind zu sehen. Die Geburt von Jesus ist also nicht nur für die Menschen gedacht, die schon immer da leben, wo sie wohnen.  Jesus kommt für alle Menschen auf der ganzen Welt.

Hoffnung auf eine gute Zukunft - das verbindet Menschen, egal woher sie kommen

Ich glaube: Menschen gehören zusammen, egal von wo sie kommen. Ich bin davon überzeugt: Menschen von überall her verbindet die Hoffnung auf eine gute Zukunft. Und  sie können gemeinsam für diese Zukunft eintreten. Ihre Unterschiede müssen dabei keine Gegensätze sein.

Das finde ich das Charmante an der Sprachregelung in Halle: Hallenser für die Einheimischen und Hallunken für die Zugezogenen. Immer mit zwei ll in den Wörtern. Das verbindet die Menschen in Halle miteinander, egal, ob sie dort geboren sind oder nicht.

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