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Geburtstagseinladung
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Geburtstagseinladung

Dr. Anke Spory
Ein Beitrag von Dr. Anke Spory, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg-Gonzenheim

Vor einigen Monaten hat eine Freundin von mir ihren 50. Geburtstag gefeiert. Eigentlich wollte sie wegfahren. 50 Jahre alt zu werden war für sie kein Grund zum Feiern. „Dann fühle ich mich doch noch älter“, hat sie gesagt. „Dann lieber weg.“,. Aber ihre Familie hat nicht locker gelassen. „Du musst doch deinen Geburtstag feiern“, hat ihre Tochter gesagt, „schließlich wirst du nur einmal im Leben 50!“

Meine Freundin hat sich umstimmen lassen. Schon beim Schreiben der Gästeliste hat sie gemerkt: Da kommen ganz schön viele Leute zusammen. Dann beim Fest hat meine Freundin eine kleine Rede gehalten. Sie hat die Gäste einander vorgestellt: Freunde aus dem Studium, ihre Geschwister, die Menschen, die sie über ihre Kinder kennengelernt hat und die so auch zu ihren Freunden wurden, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen. Zum Schluss hat sie einen Satz gesagt, der mir in Erinnerung geblieben ist: „Heute bin ich froh, dass ich meinen Geburtstag feiere. Denn so habe ich gemerkt, wie dankbar ich dafür bin, dass ihr alle in meinem Leben da seid. Ihr habt mich nicht nur in schönen, sondern auch in schwierigen Lebenssituationen begleitet. Dafür möchte ich euch danken.“

Die Worte meiner Freundin haben mich berührt. Vor allem, dass sie sich bei uns bedankt hat. Wer Danke sagt weiß, dass das erlebte Glück und das Durchstehen von schweren Zeiten nicht selbstverständlich sind. Danke sagen zu können heißt: das Gute, was man im Leben erfahren hat, nicht nur sich selbst zuzuschreiben. In der Bibel kommt Danken besonders in den Psalmen vor. Da heißt es zum Beispiel: „Ich danke dir von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder.“ Ein paar Verse später dankt der Mensch dafür, dass seine Feinde zurückweichen mussten. Feinde, das klingt für mich erst mal fremd. Aber mit Feinden kann vieles gemeint sein: Menschen, die mir das Leben schwer machen. Eine Krankheit, die mich attackiert. Für den Menschen, der diesen Psalm betet, ist klar: Auch das, was ich an Schwerem erlebe, muss ich nicht alleine tragen, sondern Gott trägt mich. Und mein Glück verdanke ich nicht mir selbst. Es ist ein Geschenk Gottes.

Meine Freundin würde das ähnlich sagen. Danke sagen zu können ist eine Haltung, die von sich selbst absehen kann. Das heißt nicht, alles schön zu reden. Das heißt auch nicht, das Schwere kleinzureden. Diese Worte „ich danke dir, Gott, von ganzem Herzen“ fordern zu einer anderen Perspektive heraus. Wenn man sich an das Gute erinnert, setzt man sozusagen eine andere Brille auf. Wer dankbar ist, sieht das Leben mit anderen Augen.

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