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Fladenbrot, Olivenöl mit Zatar auf dem Fußboden

Fladenbrot, Olivenöl mit Zatar auf dem Fußboden

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Ich sitze mit zwei Flüchtlingen aus Syrien in ihrem Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in der Nähe unseres Dorfes. Das Zimmer ist ziemlich klein. Die zwei Betten stehen L-förmig aneinander. Wir sitzen auf dem Fußboden. Sie haben mich zum Essen eingeladen. Auf einem Teller für uns drei in der Mitte ist dünnes Fladenbrot. In einer alten Sammeltasse von irgendwoher ein bisschen Olivenöl und auf einem Papier Zatar, ein orientalisches Gewürz.

Ich reiße ein Stückchen Brot ab, tunke es in die Tasse mit dem Öl und tupfe es dann in das rote Gewürz. Ich lächele und nicke. Die beiden Männer aus Syrien lächeln auch und deuten mir an, dass ich mehr essen soll. Ich tu´s. Sie erzählen einiges auf Arabisch, was ich nicht verstehe. Dann tippen sie einen Satz in ihr Handy, nutzen ein Übersetzungsprogramm und zeigen mir dann das Display mit dem deutschen Satz: „Mein Bruder und Freund, kam heute PIN-Nummer für alle.“ Ich verstehe. Ich war mit vier Syrern bei einer Bank und habe ihnen geholfen, ein Konto zu eröffnen. Nach etwas Hin und Her hat es alles geklappt: die Bankkarten kamen und nun wohl auch Briefe mit den PIN-Nummern.

Ich stelle mir das nicht einfach vor, wenn ich in einem Land mit fremder Sprache und Schrift etwas Offizielles durchführen müsste. Die beiden Flüchtlinge lachen und halten ihre Bankkarten hoch, auch wenn noch kein Cent Geld drauf ist. Die kleine Hilfe ist der Grund für unser leckeres, fröhliches und gastfreundliches Essen auf dem Fußboden. Viele Leute hier im Taunus helfen. Eine richtige Hilfswelle gibt es hier bei uns. Zuerst waren die Menschen bei uns vorsichtig. Die haben mich gefragt: Soll man da einfach klingeln? Wie kann ich mich verständigen? Wenn da dreißig Menschen leben, wem von ihnen geb ich das?

Und dann haben wir eben einfach geklingelt. Hallo gesagt. Haben gelächelt und mit Händen und Füßen uns unterhalten. Manche von uns hatten Bilder von brennenden Flüchtlingsunterkünften woanders im Hinterkopf. Von wütenden Anwohnern. Von Geschrei und Pöbeleien. Viele Menschen hier wollten nicht, dass unser Heimatort da in einem Atemzug genannt werden könnte. So haben wir einfach losgelegt. Geschaut, wo es klemmt, was fehlt. Und die Helfer haben ihre Erfahrungen anderen weitererzählt. Und so kam die Hilfe so richtig ins Rollen. Es ist so leicht zu helfen. Und es tut auch den Helfern gut.

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