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Digital braucht sozial
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Digital braucht sozial

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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„Papa, bekomme ich auch bald ein Smartphone? Meine Freundinnen haben doch auch alle eins.“ Ich weiß nicht, wie oft meine Tochter mir diese Frage gestellt hatte. Immer wieder und wieder. Und irgendwann haben meine Frau und ich uns dann doch weichklopfen lassen und gesagt: „Okay, an deinem zehnten Geburtstag kriegst du eines.“ Allerdings: Wir waren da wohl ein bisschen voreilig. Denn vor ein paar Wochen habe ich einen Info-Abend für Eltern besucht: „Pubertät 2.0 – Einblick ins digitale Kinderzimmer“. Mir ist es da im Laufe des Abends abwechselnd heiß und kalt geworden. Obwohl ich eigentlich ziemlich viel mit Medien zu tun habe: Ich habe es mir einfach nicht vorstellen können, was für Gefahren für Kinder und Jugendliche im Internet lauern. Wie schnell meine Tochter mit Pornografie, Gewalt oder Mobbing in Kontakt kommen kann. Jugendliche sollten daher 14 Jahre alt sein, bevor sie ihr erstes Smartphone bekommen, hieß es an dem Info-Abend.

14 Jahre! Wir waren also vier Jahre zu früh dran. Trotzdem: Versprochen war versprochen. Und unsere Tochter hat doch zum Geburtstag ihr heißersehntes Smartphone bekommen – allerdings mit ein paar Auflagen. Denn ich bin auch überzeugt: Ich kann meine Tochter nicht ewig vor der digitalen Welt schützen. Aber sie muss lernen, sich verantwortungsvoll in dieser Welt zu bewegen. Daran denke ich heute übrigens ganz besonders. Heute beginnt nämlich in Berlin wieder die re:publica. Das ist eine Konferenz, auf der sich Fachleute mit allem rund um die digitale Welt beschäftigen – Weblogs, soziale Medien und Internet.

Denn die Möglichkeiten dieser digitalen Welt sind natürlich riesig. Ich muss da nur auf mein eigenes Smartphone blicken. Ich kann jederzeit schauen, wann der nächste Bus fährt oder ob die S-Bahn Verspätung hat. Ich kann live bei Konzerten des HR-Sinfonieorchesters dabei ein. Eilmeldungen informieren mich in Sekundenschnelle über Ereignisse weltweit.

Auch wenn ich von diesen Möglichkeiten natürlich begeistert bin: Mir sind nach wie vor reale Begegnungen mit meiner Familie und mit meinen Freunden das Wichtigste. Ich bin überzeugt: Das Digitale geht nicht ohne das Soziale. Deswegen achte ich sehr darauf, dass meine Beziehungen nicht in Bits und Bytes zerfallen. Dazu gehört zum Beispiel: An Geburtstagen rufe ich an oder schreibe eine Karte und schicke nicht nur eine WhatsApp-Nachricht. Wenn ich Freunde treffe, dann mache ich mein Smartphone stumm. Und wenn ich in eine Kirche gehe, um zu beten oder einen Gottesdienst mitfeiern, dann stelle ich das Smartphone aus. Das tue ich auch, um ein Vorbild für meine Tochter zu sein. Damit sie versteht: Wirkliche Freunde findet sie nicht bei Facebook, sondern im Sportverein oder in einer Jugendgruppe. Ein echtes Gespräch ist mehr wert als ein Chat. Und es tut auch mal gut, einfach nur aus dem Fenster zu schauen statt ständig aufs Smartphone. Denn ich finde: Das Leben, das findet doch vor allem analog statt.

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