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Die große Stille
Bild: Pixabay

Die große Stille

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Das gibt es im Radio normalerweise nicht, und im Film auch nicht: Schweigen, Stille … Sie irritiert im Radio noch mehr als im Film, denn wir sind es gewohnt, dass wir etwas hören. Wirkliche Stille gibt es selten: Im Wald singen die Vögel, auf dem Berg pfeift der Wind, und in der Wohnung tickt vielleicht irgendwo eine Uhr.

Ohne Dialoge...und trotzdem kein Stummfilm

Tiefe Stille gibt es auch im Film „Die große Stille“ nur selten, aber es wird fast die ganze Zeit geschwiegen. Philip Grönings "Die große Stille" ist ein Film über das Leben im Mutterkloster des Schweigeordens der Kartäuser, der "Grande Chartreuse". - 162 Minuten ohne Dialoge und trotzdem kein Stummfilm. Seit er 2005 im Kino lief, hat er mehrere Filmpreise gewonnen und auch mich beeindruckt.

Heute, am Gedenktag für den Heiligen Bruno von Köln, denke ich an diesen Film. Bruno von Köln hat im 11. Jahrhundert den Orden der Kartäuser gegründet. Die Mönche leben zurückgezogen von der Welt und widmen sich dem Gebet und der handwerklichen Arbeit. Zu Gebeten und zum Gottesdienst versammeln sie sich siebenmal am Tag – nur dort wird gesungen. Tagsüber soll so wenig wie möglich gesprochen werden. Man verständigt sich mit Zeichen oder zur Not mit Zetteln.

Da fällt das Zuhören schwer

Der Film ist mehr eine Meditation als eine Dokumentation, obwohl er das Leben der Mönche im Lauf eines Jahres dokumentiert. Philip Gröning war Anfang der 2000er der erste Filmemacher, der in dem Kloster auch die Gesichter der Mönche filmen durfte. Die Klostergemeinschaft hat aber künstliches Licht, zusätzliche Musik und Kommentare des Filmemachers verboten. Ich finde, es ist ein beeindruckendes Zeugnis entstanden. Ein Zeugnis für die Kraft der Stille und des Schweigens.

Manchmal sehne ich mich danach, zu schweigen und auch kein Wort zu hören. In meinem Alltag kommt so viel Geschwätz vor. Angefangen von nervigen Werbeslogans bis zu aufgeblähten Wortbeiträgen in Vorträgen oder Sitzungen. Da fällt mir das Zuhören manchmal schwer, und vor allem fällt es mir schwer, zwischen den vielen Worten die wichtigen Aussagen herauszuhören.

Ab und zu... etwas RUHE

Ich finde es gut, wenn ich mir immer mal wieder Auszeiten gönnen kann, in denen ich auf die Stille lausche. Jesus hat das auch getan – ab und zu hat er sich allein zurückgezogen (Matthäus 14,13 oder Johannes 6,15). Ab und zu braucht eigentlich jeder Mensch etwas Ruhe. Auch jemand mit großem Mitteilungsbedürfnis wie ich möchte mal still sein.

Wenn ich bewusst schweige, kommen mir oft ganz neue Gedanken in den Sinn, und ich komme innerlich zur Ruhe. Dazu fällt mir ein kurzer Kanon ein, den ich dann manchmal schweigend singe – also nur so in meinem Kopf höre. Der Text lautet: „Schweig und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“

Den inneren Frieden finden

Es scheint mir: Das ist ein Teil der Spiritualität der Kartäuser: Sie schweigen, um besser zu hören, was Gott ihnen sagen will, und finden dadurch ihren inneren Frieden.

Welch ein Kontrastprogramm zu unserem lauten Alltag! Trotzdem: auch in unserem lauten Alltag lassen sich immer wieder kleine (Kartäuser-)Momente der Stille finden. Heute, am Tag des heiligen Bruno, werde ich das wieder einmal ganz bewusst versuchen.

 

 

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