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Die eigenen Schwächen anerkennen
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Die eigenen Schwächen anerkennen

Dr. Anke Spory
Ein Beitrag von Dr. Anke Spory, Evangelische Pfarrerin, Bad Homburg-Gonzenheim

Im Neuen Testament wird von Petrus erzählt. Petrus ist einer der ersten Jünger von Jesus. Er wird als ein treuer und begeisterter Jünger herausgestellt. Aber kaum eine andere Gestalt wird widersprüchlicher geschildert als er. Er ist ängstlich und er zweifelt. Auch das wird von ihm erzählt. Einmal will er wie Jesus auf dem Wasser des Sees Genezareth wandeln. Voller Überzeugung macht er den ersten Schritt, dann überkommt ihn die Angst und er geht unter. Am Ende verspricht er Jesus, ihn niemals im Stich zu lassen und dann verleugnet er, Jesus überhaupt zu kennen.

Petrus ist ein Mensch mit vielen Widersprüchen. Er ist voll guten Willens, doch wenn es darauf ankommt wird er ängstlich und tut das Gegenteil von dem, was er eigentlich wollte. Auf Petrus scheint kein Verlass zu sein.

Jesus hätte wohl allen Grund, Petrus als seinen Jünger fallen zu lassen. Er hat sich in zu viele Widersprüche verwickelt, er hat zu viele Fehler gemacht. Ich habe eine Ahnung, wie Petrus sich gefühlt hat. Als einer, der versagt hat, der zu nichts zu gebrauchen ist. In solchen Situationen wird es innerlich eng. Der Druck, seinen eigenen Erwartungen nicht zu entsprechen kann unbarmherzig sein.

Jesus reagiert anders. Er erhöht den Druck nicht. Er nimmt den Druck. Denn er kennt die schwache und widersprüchliche Seele des Menschen. Er sagt zu Petrus: „Wenn du dich dereinst bekehrst, so stärke deine Geschwister.“ Er tröstet Petrus damit nicht über seine Schwäche hinweg, sondern weist dieser Schwäche sogar eine wunderbare Aufgabe in der Gemeinschaft der Christen zu: Steh zu deinen Fehlern und Ängsten, mache auf diese Weise andere stark, zu ihren Schwächen zu stehen.

Für mich heißt das: Es geht nicht um das Ringen um Perfektion. Dort, wo Petrus zu seinen eigenen Fehlern und Ängsten stehen kann, wird er ein Mensch, der andere stärken kann.

Stärke deine Geschwister! Diesen Satz von Jesus verstehe ich so: Stärke deine Geschwister mit deinen Erfahrungen. Verschweige sie nicht. Die Geschichte von Petrus ermutigt, zu den eigenen Fehlern und Ängsten zu stehen. Das kann andere bestärken zu ihren Schwächen zu stehen. Das ist es, was man Segen nennt.

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