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Challengen Sie mich ruhig
Bildquelle: Igor Link/Pixabay

Challengen Sie mich ruhig

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Sie kann eine harte Chefin sein. Das weiß man im Betrieb. So schnell geht sie von ihrer Meinung nicht ab. Ist für´s heftige Diskutieren bekannt. Für ihre Widerständigkeit und klare Kante. Man muss sich warm anziehen und sehr gut vorbereiten, wenn man sie überzeugen will. Aber neulich hat sie in einer Sitzung etwas Tolles dazu gesagt: „Challengen Sie mich ruhig! Das ist gut!“

Es hat mich beeindruckt, was mir ein guter Freund da von seiner Vorgesetzten erzählt. Dass jemand nicht schätzt, wenn alle kuschen, sondern ausdrücklich bittet: „Fordern Sie mich ruhig heraus!“ Denn das tut dem Betrieb und dem persönlichen Vorankommen gut.
Eine ähnliche Aussage gibt es schon in der Bibel.

Auch Gott als himmlischer Chef will offenbar nicht, dass wir zu allem Ja und Amen sagen. Wir dürfen ihn anklagen, wenn uns Übles widerfährt. Dürfen zweifeln. Mit ihm ringen. Das alles ist ihm lieber als Gleichgültigkeit.

Die Bibel berichtet von einem Meeting zwischen Gott und Mose (2. Mose 32). Gott hatte Klartext gesprochen: „Ich will meinen Zorn über das Volk bringen, weil sie sich ein goldenes Kalb gemacht haben.“ Seine Menschen wollten lieber ein Gottesbild zum Anfassen und sich ihren Gott selbst zurechtbasteln als am Vertrauen festhalten. Und das obwohl er Tag-ein-Tag-aus den ganzen Betrieb fürsorglich und liebevoll leitete. Göttlicher Entschluss: Jetzt werden sie sehen, was sie davon haben, und mich von einer anderen Seite kennenlernen!“ Mose widerspricht. „Ach, das bist doch dann gar nicht Du! Das entspricht doch gar nicht den Leitlinien Deiner Betriebsführung: Deiner Treue, Deiner Liebe! Gib dem Volk eine zweite Chance!“

Mutig dieser Widerspruch. Am Ende aber fliegen weder Mose noch das Volk hochkant raus. Nein. Gott lässt sich herausfordern und überzeugen.

Deshalb bin ich überzeugt: Echte Auseinandersetzung mit Gott tut meinem inneren Glaubens-Betrieb und dem persönlichen Vorankommen gut. „Gott lässt sich bewegen!“, lautet eine Glaubenserfahrung. Er nimmt uns ernst. Challengen wir ihn ruhig! Es wird nicht zum Schaden, sondern zum Segen werden.

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