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Bleib österlich!
Bild: Pixabay

Bleib österlich!

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Es war ganz zugewachsen, unser Insektenhotel. Im vergangenen Jahr, während des ersten Corona-Lockdowns, hatten meine Frau und ich es gemeinsam mit unseren Kindern gebaut. Wir haben selbst den Rahmen gezimmert. Alte Holzklötze gesammelt und Löcher hineingebohrt. Blätter, Stroh und Zapfen hineingepresst, damit Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten ein Zuhause finden. Wir hatten es dann in unsere Hecke am Haus gestellt. Und über das Jahr ist die Hecke gewachsen und hat das kleine Häuschen nach und nach zu gewuchert. Vor ein paar Wochen habe ich die Hecke geschnitten, und dann kam unser Insektenhotel wieder zum Vorschein, allerdings ohne Leben, ohne Summen und Brummen.

Das zugewucherte Insektenhotel hat mich daran erinnert: Schon über ein Jahr hält uns Corona fest im Griff, mich und meine Familie und die ganze Welt. Das ist schon eine verdammt lange Zeit. Ein ganzes Jahr Abstand, Masken, keine Freunde und Familien treffen. Und schon zum zweiten Mal haben wir Ostern unter Corona-Bedingungen gefeiert. Aber wir haben noch Glück, wir sind alle gesund. Es gibt andere, die sind schwer krank geworden. Und vor wenigen Wochen: Da ist ein guter Bekannter von mir an Corona gestorben. Er hatte sich angesteckt, kam ins Krankenhaus, und nach wenigen Tagen ist er gestorben. Es hat ihn einfach dahingerafft.

Mein Bekannter war katholischer Priester. Seine Mails und Briefe unterschrieb er gerne mit dem Satz: „Bleib österlich!“ Und in den vergangenen Ostertagen habe ich viel an ihn und an diese beiden Worte gedacht. Ich habe mich gefragt: Was heißt das denn für mich: „Bleib österlich!“ Vor allem in dieser Coronazeit, in der es so viel Verzicht, Ungewissheit, Angst, Leid und Trauer gibt. Die ja eine irgendwie ganz dunkle und bedrückende Zeit ist. Mir ist dann die Feier der Osternacht eingefallen. Auch da ist es zu Beginn ganz dunkel, alles ist schwarz – kein Licht brennt in der Kirche. Aber dann wird die brennende Osterkerze in die Kirche hineingetragen, und ihre Flamme allein erhellt den ganzen Kirchenraum. Sie ist ein Symbol dafür, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist. Er hat die Dunkelheit des Todes verlassen. Diese Osterkerze: Sie ist für mich ein Hoffnungszeichen.

Bleib österlich. Das heißt für mich: Verliere die Hoffnung und Zuversicht nicht! Auch wenn es um mich herum dunkel ist und ich mir Sorgen mache. Natürlich: Das ist angesichts der Corona-Krise manchmal verdammt schwer. Viele fragen sich: Wo sind da denn Zeichen der Hoffnung? Hoffnung und Zuversicht gibt mir, dass es – trotz aller Schwierigkeiten – so schnell Impfstoffe gab. Hoffnung und Zuversicht gibt mir, dass gute Freunde eine Corona-Infektion gut überstanden haben. Hoffnung und Zuversicht gibt mir, dass die Beziehung zu meinen Freunden und meiner Familie trotz Abstand viel intensiver geworden ist.

Und auch unser Insektenhotel gibt mir doch ein wenig Hoffnung: Es war still und ausgestorben. Jetzt ist über Ostern wieder Leben eingezogen. Es summt und brummt. Ich bleibe österlich und hoffe das auch für mich.

 

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