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Ausschreitungen und Rassenunruhen in den USA
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Ausschreitungen und Rassenunruhen in den USA

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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George Floyd war bereits sieben Tage tot, als der Präsident zur Bibel griff. Am Montag dieser Woche war das: Da ließ sich Donald Trump vor der St. John’s Kirche  gleich neben dem Weißen Haus ablichten. Die Bibel hielt er dabei etwas unbeholfen in beiden Händen. In der Kirche hatte es im Zuge gewalttätiger Proteste gegen die Brutalität von Polizisten und Rassismus zuvor gebrannt. Trump wollte wohl so etwas wie Solidarität zeigen.

Wenig später stellt sich heraus: Für den Fototermin waren friedliche Demonstrantinnen und Demonstranten unter Einsatz von Gewalt vertrieben worden. Die Szene mit der Bibel: Sie war ein gespenstischer Höhepunkt der Unruhen, die die USA in den letzten Tagen erschüttert haben. Diese Unruhen haben weitere Menschenleben gefordert. Das Erbe der Sklaverei, die ungleiche Behandlung von Menschen, die Benachteiligung von Afroamerikanern, die überall wuchernde Gewalt: Die Bibel-Geste des Präsidenten hat keinen Frieden geschaffen. Im heraufziehenden Wahlkampf hat Trumps Bibelbilddie Gräben nur mehr vertieft.
Dabei hätte die Bibel tatsächlich vom Frieden zu erzählen. In ihr finden sich Friedensbilder, die Verschiedenheit wertschätzen und Gräben überbrücken. In ihr findet sich sogar die Vision eines vollkommenen Friedens. Gerade die Verschiedenheit macht ihn aus. "Kuh und Bärin, Wolf und Lamm, leben miteinander," so heißt es in einem wichtigen Text beim Propheten Jesaja und weiter: "Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der tödlichen Schlange – und nichts geschieht."

Martin Luther King, der Bürgerrechtler, hatte in seiner berühmten Rede am Lincoln Memorial ähnliche Bilder verwendet: "I have a dream" Ich habe einen Traum – dass die verfeindeten Menschen eine gemeinsame Zukunft haben werden. 57 Jahre ist das jetzt her, und diese Zukunft scheint ferner denn je. Stattdessen Gewalt – und die Bibel ein Kampfsymbol im Wahlkampf von Donald Trump. Ob das zarte Pflänzchen Frieden und die zerbrechliche Vision vom guten Miteinander aller, da noch eine Chance hat?

Die Bibel meint: Trotz allem – die hat sie tatsächlich!

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