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Wer sich kümmert, verkümmert nicht
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Wer sich kümmert, verkümmert nicht

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Sie ist traurig. Weil sie weiß, dass ihr Papa sterben wird. Lena ist elf Jahre alt und lebt gerade im Hospiz in Herne (WAZ.de 30.1.2019). Dort ist ihr Papa, der sehr krank ist. Die ganze Familie lebt dort, vorübergehend. Papa soll nicht alleine sein. Er wird betreut; bekommt die Liebe seiner Frau und der Kinder. Das macht die Trauer nicht kleiner, aber erträglich. Vor allem Lena macht alles zu schaffen.

Aber sie ist auch tapfer; will mehr als nur traurig sein. Vor sechs Tagen setzt sie sich hin und schreibt einen Brief. An das Hospiz. Sie sagt „Danke“. Und schreibt: „Es ist toll, dass ihr euch so gut um meinen Papa kümmert.“ Dann macht sie noch etwas Ungewöhnliches: sie legt dem Brief zehn Euro bei. Sie will das Geld nicht für sich ausgeben; lieber spendet sie es. 

Sie will Liebe geben. Das ist Tapferkeit. Traurigkeit ist schlimm. Vor allem bei Kindern, die vielleicht vieles nicht verstehen. Da kann man verzweifeln. Und immerzu weinen. Nicht aber Lena. Sie geht einen Schritt weiter. Und schenkt etwas Liebe. Das macht sie wunderbar. Sie bleibt nicht traurig auf dem Stuhl sitzen und lässt alles dunkel sein. Sie macht sich ein wenig Licht. Durch Danke sagen; und eine Spende. Durch ein wenig Liebe. Das ist Tapferkeit. In Stunden und Tagen der Trauer auch noch sehen, wer mich braucht; wo ich noch helfen kann. Und sei es durch Danke sagen; oder sonst eine Hilfe anbieten. Jemand braucht uns. Wer sich kümmert, verkümmert nicht. Das verspricht Gott. Und die tapfere Lena beweist es uns.  

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