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Wegwerfgesellschaft
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Wegwerfgesellschaft

Dr. Fabian Vogt
Ein Beitrag von Dr. Fabian Vogt, Evangelischer Pfarrer in der Öffentlichkeitsarbeit, Frankfurt

Moderator/in: Ich hab gerade eine Karikatur gesehen. Ein ganz altes Ehepaar hält sich an den Händen und untendrunter steht: „Wie haben Oma und Opa es eigentlich so lange miteinander ausgehalten?“ Antwort: „Sie stammen noch aus einer Zeit, in der man Dinge nicht weggeschmissen, sondern repariert hat.“ Fabian Vogt von der evangelischen Kirche: Da ist was dran, oder?

Na klar. Als ich klein war, da wurden Strümpfe noch gestopft, Hosen noch mit Flicken genäht, rostige Fahrräder noch neu gestrichen, Schuhe noch neu besohlt und Lichtmaschinen in Autos noch repariert – und nicht als Ganzes einfach ausgetauscht. Und die Frage ist natürlich: Wenn wir immer mehr eine Wegwerf-Gesellschaft werden … haben wir dann irgendwann auch eine Wegwerf-Mentalität im Kopf?

Und? Was ist dein Eindruck?

Ich glaube schon, dass da was dran ist: Weil der Grundgedanke „Wenn was nicht mehr ganz perfekt ist, dann tausche ich es halt aus“ eben schnell auch für Beziehungen gilt. Ich hoffe aber, dass sich dieses Denken wieder ändert. Zurzeit entstehen ja zum Beispiel überall Reparatur-Cafés, in denen man seinen kaputten Kram bei einer gemütlichen Tasse Kaffee reparieren lassen kann. Das geht in die richtige Richtung. Finde ich. Und letztlich sollte ja auch Kirche so sein.

Wie ein Reparatur-Café?

Klar. In der Bibel heißt es: „Gott heilt die, die zerbrochenen Herzens sind.“ Und genau das wünsche ich mir von unseren Kirchengemeinden: Dass sie Orte sind, an denen Menschen, die ein zerbrochenes Herz haben, erleben: Sie können in einer liebevollen Gemeinschaft mit Gott in Kontakt kommen. Und dann eben nicht weggeworfen, sondern repariert, also geheilt werden.

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