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Unser tägliches Brot
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Unser tägliches Brot

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Es gibt ein Gebet, das Milliarden Christinnen und Christen in aller Welt gemeinsam beten: Das Vaterunser, nachzulesen im Neuen Testament der Bibel.

Das Vaterunser: eine Anrede, sieben Bitten, ein hymnischer Schluss

Jesus Christus selbst soll es seine Jünger gelehrt haben - auf einem Hügel oberhalb des Sees Genezareth. Er wollte ihnen beibringen, sich im Gebet kurz zu fassen und mit wenigen Worten all das zu erbitten, wonach sich Menschen im Leben sehnen. Eine Anrede, sieben Bitten, ein hymnischer Schluss – in kurzen, knappen Sätzen. Eine der Bitten lautet: „Und gib uns unser tägliches Brot!“

Mein tägliches Brot ist außer der Wurststulle oder dem Käsebrot das, was ich zum Leben sonst noch an Nahrung brauche

In Deutschland herrscht - im Gegensatz zu vielen anderen Ländern - kein Mangel an Lebensmitteln. Mein tägliches Brot ist außer der Wurststulle oder dem Käsebrot das, was ich zum Leben sonst noch an Nahrung brauche. Und was das ist, was mich nährt, habe ich während der Zeit der Pandemie neu entdeckt oder überhaupt erst gefunden. Vorher war es einfach nur da, wie Inventar, das man nicht weiter beachtet. Ich könnte auch sagen: wie ein ungehobener Schatz, ein ungeschliffener Diamant.

Ein Mittel zum Leben!

Wer hätte schon gedacht, dass es ein ungewohnt kostbares Erlebnis wird, mit Freunden in einem Biergarten sitzen zu können und ein Alsterwasser zu trinken. Ein Mittel zum Leben! Was ich jetzt weiß: Mein ganz normaler Alltag war eine Gabe, ein Geschenk. Erst, wenn man etwas nicht mehr hat, weiß man, was einem fehlt.

Ich denke im Moment viel darüber nach, was das konkret ist, mein tägliches Brot.

Mein tägliches Brot, was ist das für mich?

Das dürfte bei jedem etwas anders aussehen. Bei mir gehört zum Beispiel neben dem Alster im Biergarten ein Lächeln in der U-Bahn dazu. Das kurze Gespräch mit der Kollegin an der Kaffeemaschine. Der Besuch mit einer Freundin im Kino. Das Essen mit Freunden im Restaurant. Der Kauf einer Hose im Laden: mit anfassen, auswählen, anprobieren, anschauen im Spiegel. Die Motto-Party zum runden Geburtstag, wobei die Vorbereitung schon richtig toll ist. Das Tanzen auf der Hochzeitsfeier der Nichte, als ob es kein Morgen gibt.

Wofür sind Sie dankbar? Worauf haben Sie Hunger? Was macht Sie satt?

 

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