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Trier resigniert nicht
Bild: gerd_altmann_pixabay

Trier resigniert nicht

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Der Advent hat in dieser Woche so gut angefangen. Am Dienstag gab es sogar den ersten Schnee, und es fühlte sich so richtig nach Advent an.

Aber dann kam am Nachmittag die Meldung von dieser furchtbaren Amokfahrt in Trier und alles war schlagartig ganz anders: Fünf Menschen sind gestorben, darunter ein 9 Monate altes Baby und sein Vater; 18 Menschen wurden teils schwer verletzt. Innerhalb von wenigen Sekunden statt froher Erwartung: Entsetzen und tiefe Trauer, nicht nur in Trier. Bei einer Gedenkveranstaltung am Mittwoch hat dann der Oberbürgermeister von Trier, Wolfram Leibe, gesagt: „Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht“.  

Gewalt aus heiterem Himmel

Starke Worte, aber ich fand es erst mal ganz schön schwer, nicht zu resignieren. Da fährt einer aus heiterem Himmel mitten in eine Menschenmenge, um möglichst viele zu töten – ohne irgendeinen bisher erkennbaren Grund. Kein Grund kann das rechtfertigen, aber diese völlige Sinnlosigkeit, die treibt doch noch mehr in die Verzweiflung.  

Zusammenhalten und der Verzweiflung standhalten

Aber: „Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht“, hat der Oberbürgermeister gesagt. Resignieren, das hätte bedeutet, sich mit dieser brutalen Tat abzufinden und vor der Gewalt zu kapitulieren. Aber das ist nicht passiert: Auch wenn es nur mit einer scheinbar schwachen Kraft war, die die Menschen der Gewalt entgegengesetzt haben: Kerzen und Blumen, Worte und Gebeten: Mir hat das gezeigt: Ja, Trier resigniert nicht. Trier setzt der Gewalt etwas entgegen: Die Kraft, zusammenzuhalten und das Leid gemeinsam zu tragen, auch Geld zu spenden für die Opfer der Gewalt, wirklich füreinander einzustehen, das sehe ich in Trier und auch anderswo in dieser Zeit der Corona-Krise: Menschen halten zusammen und setzen der Verzweiflung etwas entgegen.

Das macht Mut und gibt Kraft

Mir macht das Mut, selber auch nicht zu resignieren. Und das hat für mich dann doch ganz viel mit Advent zu tun: Der Resignation eine Kraft entgegenzusetzen, in der ich auch Gottes Kraft spüre. Ich will nicht resignieren angesichts von Gewalt und drohender Verzweiflung. Und die Zeichen von Mitgefühl und Zusammenhalt, die geben mir Kraft dazu in diesem Advent.

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