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Trau dich, Fragen zu stellen
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Trau dich, Fragen zu stellen

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Also in unserer Familie sind die politischen Ereignisse der letzten Wochen immer noch nicht ganz verdaut. Immer noch drehen sich viele Gespräche beim Abendbrot oder auch am Wochenende beim Kaffee um die Wahlen und ihren Ausgang. Oder Afghanistan. Oder einzelne Politiker. Ich kenne mich gar nicht mehr aus, wer was denkt. Was mich aber fast noch mehr interessiert als all diese verschiedenen Meinungen, ist das, was dahinter steckt: Warum ist dir das so wichtig? Wie, glaubst du, wird das erreicht? Also zum Beispiel: Wie könnte der Klimawandel gestoppt werden? Oder: Woher, glaubst du, kommt die zunehmende Gewalt gegen Menschen, die einfach anders denken oder anders sind?

Was steckt hinter deiner Meinung?

Wenn ich so frage, dann treffe ich manchmal auf Staunen. Als wollte jemand sagen: Ja weißt du das denn nicht? – Nein, muss ich zugeben. Ich weiß es nicht. Ich habe Vermutungen, aber ich weiß vieles nicht und muss deshalb fragen. Viele Menschen fragen aber lieber nicht. Ich habe das Gefühl, dass der, der fragt, als ein bisschen dümmer gilt als die anderen.

Viele Menschen fragen lieber nicht

In der Bibel gibt es eine Stelle, in der Jesus seinen Jüngern etwas erklärt. Dann sagt er: „Fragt, wenn euch etwas unklar ist.“ Und dann heißt es da: „Sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich aber zu fragen.“ (Markus 9,32) Sie sind dann weitergezogen und haben sich auf dem Weg wohl darüber unterhalten, wer der Größte von ihnen war. Na ja, da wollte wohl niemand zeigen, dass er Jesus nicht verstanden hat, und konnte deshalb auch nicht nachfragen, habe ich mir gedacht.

Fragen können „entwaffnen“

Dabei können Fragen etwas buchstäblich „Entwaffnendes“ haben. Ich zeige damit, dass ich etwas nicht weiß, und dann muss mein Gegenüber auch nicht mehr alles wissen. Wie oft höre ich auf meine „dummen Fragen“ dann – na ja, ganz ehrlich, so genau weiß ich es auch nicht. Aber ich glaube, es ist so oder so. Und gleich habe ich ein viel netteres Gespräch, als so ein Kampf ums Recht haben. Ich werde deshalb weiter fragen, wenn ich etwas wissen möchte. Und nehme in Kauf, dass manche denken, ich habe nicht viel Ahnung von Politik. Hab ich ja auch nicht. Deshalb frag ich ja.

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