Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Stimmungsaufheller
GettyImages/Antagain

Stimmungsaufheller

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
Beitrag anhören:

Ich habe ein paar Sätze, die sind wie Lebensbegleiter. Leib- und Magen-Sätze. Dazu gehört einer, der Mutter Teresa zugeschrieben wird. Sie soll gesagt haben: „Lass nicht zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.“

Klar, das ist ein hoher Anspruch: Menschen, mit denen ich zu tun habe, sollen hinterher glücklicher sein. Ich dimme das mal auf Alltagstauglichkeit runter: Ich finde schon gut, wenn jemand zumindest einmal lacht oder lächelt, wenn wir telefonieren oder uns auf der Straße sehen. Manchmal sagen einem Leute das ja auch: „Ach, das war jetzt nett, mit Ihnen zu reden. Ein kleiner Stimmungs-Aufheller.“

„Lass nicht zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.“ Das gilt nicht in jeder Situation. Es gibt Begegnungen, da muss man Tacheles reden, und das wird den anderen nicht fröhlich stimmen.

Aber sogar die Kontakte, bei denen es um nüchterne Sachfragen geht, können so sein, dass man hinterher sagt: Die Kompetenz und Klarheit haben gut getan. Der Sache – und einem selbst auch.

Es klingt paradox, ist aber so: Es macht mich auch glücklicher, wenn jemand meine Traurigkeit mit mir aushält. Die Situation, in der ich stecke, nicht abtut oder wegwitzelt, sondern ernst nimmt. Und wenn ich mit ihm oder ihr vielleicht nur für einen Moment trotzdem lachen kann. Das löst die Schwere ein wenig.

„Lass nicht zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.“ Für mich steckt in dem Satz von Mutter Teresa, wie Glaube an Gott und Religion wirken sollen. Sie sollen Menschen glücklicher machen. Denn natürlich bin nicht ich es, der das Glück der anderen herstellen kann. So gut ist kein Mensch – nicht einmal Mutter Teresa.

Aber ich glaube, ich kann das Glücklich-Sein anderer behindern – oder eben dazu beitragen, dass sie es noch mehr spüren. Wo das gelingt, macht es mich selbst glücklicher. „Lass nicht zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.“

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren