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Sich einfach nicht einschüchtern lassen
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Sich einfach nicht einschüchtern lassen

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Ich bin immer beeindruckt, wenn ich höre: Da hat jemand mit einer mutigen Tat Zivilcourage gezeigt. Sich zum Beispiel gewaltlos für jemand eingesetzt, den man auf der Straße angepöbelt hat. Besonders beeindruckt es mich, wenn jemand sogar immer wieder und trotz wachsendem Druck Zivilcourage beweist. So jemand war Bernhard Lichtenberg. 1875 wurde er geboren und war Priester. Seinen Gedenktag feiert die Kirche heute. Und sie ehrt damit einen Menschen, der sich von den Nationalsozialisten einfach nicht einschüchtern ließ. Obwohl sie es mit immer brutaleren Methoden versucht haben. Am 5. November 1943 ist Bernhard Lichtenberg schließlich gestorben, als Gefangener des NS-Regimes. 

Ich hab vor kurzem noch einmal die Stationen seines Widerstands-Weges nachgelesen. Und mir ist dabei die Charakterstärke von Lichtenberg noch einmal so richtig bewusst geworden. Schon bald nach der Machtergreifung 1933 haben die Schikanen gegen Lichtenberg begonnen, der damals prominenter Berliner Dompfarrer war: Man hat seine Wohnung durchsucht. Lichtenberg hatte sich nämlich öffentlich für pazifistische Positionen stark gemacht. Das hat ihn aber nicht eingeschüchtert: Zwei Jahre später hat er offiziell gegen die menschenunwürdige Behandlung von KZ-Häftlingen Beschwerde eingelegt. Mit dem Ergebnis, dass die Nazis ihm vorgeworfen haben, „Gräuelpropaganda“ zu verbreiten. 

Aber Lichtenberg hat das nicht abgehalten, weiter Position zu beziehen: Nachdem 1938 viele Menschen jüdischer Abstammung in der Reichspogromnacht brutalem Terror ausgesetzt waren, hat er öffentlich für sie gebetet. Und 1941 hat er gegen das so genannte Euthanasieprogramm protestiert. Also gegen die systematische Ermordung behinderter Menschen. Schließlich hat man den unbequemen Mahner verhaftet. Er ist beim Transport in das Konzentrationslager Dachau gestorben. 

Wenn ich mich mit Lichtenberg beschäftige, dann wird  das, was er zweifellos ausgestrahlt hat, lebendig für mich: seine Beharrlichkeit, sein Mut, sein Gespür für die Not anderer Menschen. Und ich hab das Gefühl, ich kann etwas von dem Fundament erkennen, auf dem diese Eigenschaften bei ihm gegründet haben: ein vertrauensvoller christlicher Glaube. Dieses Gefühl macht mir Mut und spornt mich an. Auch wenn sich mein Alltag natürlich nicht mit den Herausforderungen der ex-trem bedrohlichen Zeit vergleichen lasst, in der Lichtenberg gelebt hat. Aber Zivil-courage zeigen: Das ist auch heute noch manchmal schwierig. Und immer wichtig.

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