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Noch knapp einen Monat bis Ostern – Ich werde nicht kneifen
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Noch knapp einen Monat bis Ostern – Ich werde nicht kneifen

Christoph Wildfang
Ein Beitrag von Christoph Wildfang, Evangelischer Pfarrer, Arnoldshain

Noch knapp einen Monat bis Ostern. Ich habe mir vorgenommen, bis dahin vor nichts zu kneifen. Mich vor nichts zu drücken. Nicht wegzusehen. Mich zu zeigen, wo es nötig ist. „Zeig dich! 7 Wochen ohne Kneifen“ ist das Motto der evangelischen Fastenaktion jetzt. Seit Aschermittwoch probiere ich das umzusetzen. Dabei hilft mir ein Wort der Theologin Dorothee Sölle: „Was hilft es dem Menschen, wenn er alle Psalmen betete und alle Geborgenheit fände und änderte nichts an seiner Welt?“ (aus: Die Hinreise, 1974).
Ein erstes kleines Projekt: Ich kneife nicht mehr vor dem Briefe schreiben. Mal keine Zwei-Minuten-Mail. An eine Tante, die Witwe ist. An meinen Vater, der nächste Woche 93 wird. Klar, ich fahre hin, wir feiern, aber es ist doch gut, er findet dazu auch einen Brief von mir. Kneif nicht, schieb nichts vor: keine Zeit.
Ein zweites Projekt von mir beim Motto: Kneif nicht, zeig dich! ist: Ich mache bewusst den Mund auf. Zeig dich, das heißt doch: nicht verlegen aus Sachzwängen oder Nettigkeit nichts sagen. Ich bekomme dann auch Kritik. Doch es ist unmöglich, everybody’s darling zu sein. Ich positioniere mich. Ein Punkt ist dabei der Umgang mit geflüchteten Menschen bei uns. Ich stelle mich herabsetzenden Sprüchen entgegen. Schweige nicht. Besuche die Familien aus Afghanistan und Syrien bei uns im Dorf, helfe, wie ich kann, höre wenigstens zu, setze mich ein. Zeige mich eben. Wo ich stehe. Was nützen wunderschöne Worte, wenn ich nicht versuche, da, wo ich lebe, etwas zum Guten zu ändern? Ich will nicht kneifen. Ich merke: Das ist nicht immer angenehm. Aber ich probier’s das Fastenmotto noch einen Monat umsetzen. Und dann? Warum sollte ich danach damit aufhören?

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