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Lasst und froh und munter sein...
Bildquelle: mannilei_pixabay

Lasst und froh und munter sein...

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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„Lasst uns froh und munter sein und uns recht von Herzen freu‘n,
lustig, lustig, traleralala, bald ist Nikolausabend da.“

Aus diesem Lied strahlt die Vorfreude: Da malen sich Kinder aus, wie sie bald den Teller oder den Schuh für den Heiligen Nikolaus vor die Tür stellen. Sie träumen nachts dann sogar davon, wie er sie beschenkt. Und, oh Wunder, am nächsten Morgen war er wirklich da, der Nikolaus, und hat ihnen etwas in ihre Schuhe oder auf den Teller gelegt.

Überraschung im Nikolausstiefel

Heute Abend werden das viele Kinder tun: den Schuh, den dicken Socken oder den Teller vor die Haus - oder Wohnungstür stellen. Und ich hoffe für sie, dass sie morgen etwas darin finden, oft einen Schokoladen-Nikolaus, der im besten Fall auch durch Mitra und Bischofsstab als Bischof erkennbar ist. Denn der echte Nikolaus war ein Bischof, der im 6. Jahrhundert in der Stadt Myra gelebt hat, in Kleinasien, in der heutigen Türkei, in der Provinz Antalya. Heute heißt der Ort Demre.

Ich mag die Nikolauslegenden, etwa die Geschichte von den drei Goldklumpen, die Bischof Nikolaus einem verzweifelten armen Mann für seine drei Töchter durchs Fenster geworfen haben soll. Oder die Erzählung, wie er die Stadt Myra aus einer Hungersnot gerettet hat: Bischof Nikolaus hat einen römischen Kapitän, der mit einem Schiff voller Getreide im Hafen anlegte, davon überzeugt, einen Teil des Getreides in der Stadt zu lassen.  – Und angeblich hat später dann doch kein Korn gefehlt auf dem Schiff.

Nikolaus – ein Mann der Tat

Zu diesem Wunder habe ich eine interessante Geschichte gelesen, sie stammt von Willi Fährmann. Ich möchte sie gerne mit Ihnen teilen:

Das Schiff mit dem Korn für den römischen Kaiser legte im Hafen von Myra an und Bischof Nikolaus bat den Kapitän, der selbst kein Christ war, um Getreide für die hungernde Stadt. Der Kapitän war nicht begeistert von der Bitte, schließlich war das Korn für den Kaiser bestimmt. Und natürlich fürchtete der Kapitän die Konsequenzen, sollte die Ladung nicht komplett sein.

Nur wer hinschaut, lässt sich berühren

Da überredete der Bischof den Kapitän zu einem Rundgang durch die Stadt. Und was der Kapitän dort zu sehen bekam, diese Szenen des Hungers und Elends, diese Menschen, die die nächsten Tage wohl kaum überleben würden, das bewegte ihn innerlich sehr. Und er konnte gar nicht anders, als einen Teil der Ladung zur Verfügung zu stellen, so schwer war ihm das Herz.

Und wenn dann beim Ablegen das Schiff genauso tief im Wasser lag wie beim Anlegen im Hafen von Myra, dann lag das wohl daran, dass auch den Besatzungsmitgliedern die Herzen so unendlich schwer wurden, als sie die armen ausgezehrten Gestalten sahen, die für ihre Familien sich Getreide vom Schiff holen durften.

Mutiges Teilen kann Wunder bewirken

Eine mutige Geschichte vom Teilen. Mutig war der Kapitän mit seiner Entscheidung, die ja letztlich Ungehorsam gegenüber dem Kaiser bedeutete. Mutig war auch die Besatzung, die die Entscheidung im wahrsten Sinn des Wortes mitgetragen hat - und das, um Menschen zu retten, die ihnen fremd waren und sogar andersgläubig. Bischof Nikolaus war nur der Vermittler, der Anstoß zum Wunder.

Ich werde heute Abend ein paar Schokoladen-Bischöfe vor die Türen der Nachbarwohnungen stellen – was ja den aktuellen Regeln der kontaktlosen Übergabe ganz wunderbar entspricht. Ok, bei uns im Haus hungert niemand. Und ich weiß, dass Geldspenden an Hilfsorganisationen das Elend und den Hunger in der Welt wirksamer bekämpfen. Aber das eine schließt ja das andere nicht aus.

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