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Künstliche Intelligenz, besonnen genutzt
gerd Altmann/Pixabay

Künstliche Intelligenz, besonnen genutzt

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Moderator/Moderatorin: Hessen übernimmt eine Vorreiterrolle in der Forschung zu künstlicher Intelligenz. Die "dritte Welle" dieser neuen Schlüsseltechnologie will man mitgestalten. An der TU Darmstadt ist in dieser Woche ein neues Zentrum gegründet worden. Es soll Forschung und Lehre vorantreiben und die neuen Technologien in die Wirtschaft transferieren. Gedanken dazu im heutigen hr1 Zuspruch von Pfarrer Peter Kristen aus Limeshain.

Wer ein Smartphone hat, nutzt sie schon. Sie steckt in jeder Suchmaschine im Internet, sie hilft Sprache zu erkennen und Gesichter. Sie entscheidet, welche Werbung ich sehe und welchen Preis ich im Online-Shop angezeigt bekomme. Künstliche Intelligenz.

Algorithmen lenken die Welt

Für eine programmierte, künstlich intelligente Maschine ist die Welt voller Pixel und Datenpunkte. Ihre Algorithmen können superschnell Muster und Feinheiten erkennen, die uns Menschen entgehen. Maschinen können Röntgenbilder analysieren, voraussagen, wie sich ein Aktienkurs entwickelt; sie können selbstfahrende Autos steuern oder autonome Waffen.

Selbstlernende Systeme müssen kontrolliert werden

Manche Systeme können sogar selbst lernen, über das hinaus, was Menschen ihnen einprogrammiert haben. Wenn ihre Daten Fehler enthalten oder die Anwender nicht achtsam sind, kann das auch schiefgehen: Dann wird vielleicht ein Kreditantrag oder eine Bewerbung von einer Maschine abgelehnt, ohne dass sie je ein Mensch gesehen hat.

Klare ethische Grundsätze

Das weiß man auch in Darmstadt, wo jetzt ein neues Zentrum für künstliche Intelligenz gegründet wurde. Hessens Digitalministerin hat bei der Vorstellung betont: "Der Einsatz der KI muss den Menschen dienen und sich an klaren ethischen Grundsätzen orientieren."

Ganz bewusst wollen die beteiligten Unis den Blick weiten und beziehen auch Fachrichtungen ein, mit denen die Informatiker bislang selten Kontakt hatten. Auf dem Weg zu ethischen Grundsätzen für die KI wären sicher auch Gespräche mit Wissenschaftlern aus Philosophie und Religion spannend.

"Lieben können nur wirkliche Menschen."

Ich finde, ein Satz aus der Bibel könnte eine gute Diskussion zwischen den Fachrichtungen anregen: "Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit." (2. Timotheus 1,7)

Lieben können nur wirkliche Menschen. Und wer besonnen ist, wägt ab, versucht ein richtiges Maß zu finden, bescheidet oder begrenzt sich, wo es gut erscheint. 

Künstliche Intelligenz braucht menschliche Intelligenz

Die Beschränkung ist aber nicht aus Furcht erzwungen, sie ist eine politische Haltung, die aus Kraft und Liebe gewonnen ist. Künstliche Intelligenz: Sie braucht menschliche Intelligenz.

Kaum bemerkt haben wir damit schon jeden Tag zu tun: beim Arzt, am Handy oder im Internet. Damit KI wirklich den Menschen dient, müssen wir sie gut und kritisch nutzen. Eben: mit Liebe, Kraft und Besonnenheit.

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Künstliche Intelligenz, besonnen genutzt
Bildquelle Pixabay

Künstliche Intelligenz, besonnen genutzt

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Vorschlag Anmoderation: Hessen übernimmt eine Vorreiterrolle in der Forschung zu künstlicher Intelligenz. Die „dritte Welle“ dieser neuen Schlüsseltechnologie will man mitgestalten. An der TU Darmstadt ist in dieser Woche ein neues Zentrum gegründet worden. Es soll Forschung und Lehre vorantreiben und die neuen Technologien in die Wirtschaft transferieren. Gedanken dazu im heutigen hr1 Zuspruch von Pfarrer Peter Kristen aus Limeshain.

 

Wer ein Smartphone hat, nutzt sie schon. Sie steckt in jeder Suchmaschine im Internet, sie hilft Sprache zu erkennen und Gesichter. Sie entscheidet, welche Werbung ich sehe und welchen Preis ich im Online-Shop angezeigt bekomme. Künstliche Intelligenz. Für eine programmierte, künstlich intelligente Maschine ist die Welt voller Pixel und Datenpunkte. Ihre Algorithmen können superschnell Muster und Feinheiten erkennen, die uns Menschen entgehen. Maschinen können Röntgenbilder analysieren, voraussagen, wie sich ein Aktienkurs entwickelt; sie können selbstfahrende Autos steuern oder autonome Waffen.

 

Manche Systeme können sogar selbst lernen, über das hinaus, was Menschen ihnen einprogrammiert haben. Wenn ihre Daten Fehler enthalten oder die Anwender nicht achtsam sind, kann das auch schiefgehen: Dann wird vielleicht ein Kreditantrag oder eine Bewerbung von einer Maschine abgelehnt, ohne dass sie je ein Mensch gesehen hat.

 

Das weiß man auch in Darmstadt, wo jetzt ein neues Zentrum für künstliche Intelligenz gegründet wurde. Hessens Digitalministerin hat bei der Vorstellung betont: „Der Einsatz der KI muss den Menschen dienen und sich an klaren ethischen Grundsätzen orientieren.“ Ganz bewusst wollen die beteiligten Unis den Blick weiten und beziehen auch Fachrichtungen ein, mit denen die Informatiker bislang selten Kontakt hatten. Auf dem Weg zu ethischen Grundsätzen für die KI wären sicher auch Gespräche mit Wissenschaftlern aus Philosophie und Religion spannend.

 

Ich finde, ein Satz aus der Bibel könnte eine gute Diskussion zwischen den Fachrichtungen anregen: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2Timotheus 1,7) Lieben können nur wirkliche Menschen. Und wer besonnen ist, wägt ab, versucht ein richtiges Maß zu finden, bescheidet oder begrenzt sich, wo es gut erscheint. 

Die Beschränkung ist aber nicht aus Furcht erzwungen, sie ist eine politische Haltung, die aus Kraft und Liebe gewonnen ist. Künstliche Intelligenz: Sie braucht menschliche Intelligenz. Kaum bemerkt haben wir damit schon jeden Tag zu tun: beim Arzt, am Handy oder im Internet. Damit KI wirklich den Menschen dient, müssen wir sie gut und kritisch nutzen. Eben: mit Liebe, Kraft und Besonnenheit.

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